Discröyd - Discröyd

Review

DISRUPT, DISCHANGE, DISGUST, DISFEAR. Die fallen mir spontan im Schlepptau der mächtigen DISCHARGE ein. Und nun gibt es also auch noch DISCRÖYD. Aus Bayern. Äh… DISCRÖYD? Was soll das denn heißen? Wie sind die denn da unten drauf? Obwohl: Wenn mich nicht alles täuscht, hält die CSU ihre Klausurtagung jährlich in Wildbad KREUTH ab. Welches hiermit seitens der Band als offiziell geDISt gelten könnte.

Allerdings geht es bei den vier Rabauken auf ihrem Debüt ähnlich konservativ wie bei der mächtigen weiß-blauen Partei zu – wenngleich prinzipiell positiv zu verstehen: Geboten wird von DISCRÖYD dabei weniger der typische D-Beat-Ballersound. Zu hören ist vielmehr eine Combo, die im Grunde eine Thrash-Band ist, wenngleich eine punk-simple mit Hardcore im Herzen. Nicht zuletzt heißt der Opener „Rotten To The Core“ und später wird per Songtitel unter anderem „Thrash ’n‘ Roll And Alcohol“ gehuldigt. Neben den straighteren der Genre-Größen findet sich auf der Kutte aber bestimmt auch ein pechschwarzer und unleserlicher HELLHAMMER-Patch.

Ein Schuss traditionellen Metals kommt hinzu. So klingt die Gitarre in einigen melodischeren Passagen (zum Beipiel in „Wicked City“) interessanterweise fast nach der von Mr. Rock ’n‘ Rolf – gespielt allerdings im Geiste der alten SODOM. Und zur Auflockerung und als Warrior-Bekenntnis gibt es in der Mitte des Albums die schleichende, true Conan-Hymne „Bloody Bird“ inklusive Heldenchor; stampfend geht es partiell auch noch einmal zum Abschluss im „Monolith Rock“ zu.

Das soll alles rumpeln, das soll dreckig sein, das soll dich anrülpsen und dir den stinkenden Mittelfinger entgegenrecken – von dem du besser nicht wissen möchtest, wo der schon überall gewesen ist. So weit, so gut. Im Prinzip.

Tatsächlich erreichen die Songs bei allem Charme durchweg nicht das Niveau der genannten rabiaten Vorreiter. Beim direkten Gegenhören der entsprechenden Klassiker-Alben wird dies ziemlich deutlich. Die Riffs der Herren DISCRÖYD sind letztlich zu vorhersehbar, die Arrangements oftmals etwas ungelenk und nicht packend genug. Wirklich aufregend ist das Ganze nur Passagenweise. Neben etwas kompositorischem Geschick erscheint mir das Gebotene zudem insgesamt einen Tick zu offensichtlich auf abgefuckt getrimmt bzw. fehlt der Darbietung bei aller Hingabe, der Sänger klingt gut angepisst, vielleicht das letzte Quäntchen an Beklopptheit, um eine wirklich fesselnde Atmosphäre zu kreieren. Der angestrebte Arschtritt wird – jedenfalls zu Hause vor der Anlage – eher zu einem mittleren Rempler.

Die in diesem Sinne naheliegende Forderung „DISCRÖYD must be destroyed!“ ginge allerdings deutlich zu weit. Die Scheibe wird im entsprechenden Kontext (Bier, Konzert, Kumpels, Schnaps, Nieten, Bier) sicherlich Spaß machen. Und die generelle Richtung ist auch sympathisch. Beißt die Maus keinen Faden ab. Auch nicht die von DISney… Da geht bestimmt zukünftig noch was.

P.S.: Was mich aber richtig irritiert, ist das Kreuz im Booklet. Oben kurz, unten lang. Hab ich irgendwie anders gelernt…

19.03.2014

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