Mit „Utopia In Disguise“ hauen uns die Saarländer von DISABUSED nach “The Dawn Of A New Age“ (2004) ihre zweite EP auf’s Toupet.
Obwohl ich die fünf Freunde nach dem ersten Hördurchlauf großzügig in die Hardcore-Schublade gesteckt hätte muss ich sagen, dass sie spätestens nach dem zweiten Hördurchlauf nicht mehr so ganz da reinpassen.
Okay, mit einem böse bellenden Grunzmann am Mikro und immer wieder herrlich brutalen Blastbeatattacken erinnern DISABUSED an deutsche Szenegrößen der 1990er wie z.B. HATE SQUAD, die RYKER’S oder auch CRACK UP- gerade deren hals- bzw. fingerbrecherische Gitarrenläufe und Bassteppiche gibt’s auch hier.
Aber nicht nur das. Sondern auch Midtempopassagen und cleanen Gesang, der mir leider immer wieder einen Tick zu melodisch ausfällt.
Auf UID vereinen DISABUSED Elemente verschiedener Genres zu einem harten, aber herzlichen Brocken Musik, der einerseits durch wüstes Geknüppel, andererseits durch sicheres Gespür für saubere Töne und Tempi diesseits von den Höchstgeschwindigkeitsversuchen verschiedener Kollegen besticht.
Inhaltlich geht’s Ihnen –der Titel läst es bereits vermuten- um die Möglichkeit utopischer Zukunftsvorstellungen, die empfundene Hilflosigkeit des einzelnen gegenüber einer sich immer rascher verändernden Umwelt und die Entfremdung des Individuums- ein Thema, über das sich bereits im 19. Jahrhundert ein langhaariger Mann aus Trier, also aus der relativen Nachbarschaft von DISABUSED sehr kritisch geäußert hat. Auch wenn UID sicher nicht den Einfluss auf die Musik haben wird, den Marx’ „Lohnarbeit Und Kapital“ auf Soziologie, Wirtschaft, Politik und Philosophie hatte, so verdient das Quintett dennoch erhöhte Aufmerksamkeit für Spielfertigkeit und kreative Arrangements.
„Utopia In Disguise“ ist eine hörenswerte Platte für Leute die wissen, dass Spaß an der Musik und überlegte Texte, Aggression und Melancholie, Härte und tolles Songwriting durchaus vereinbar sind. Alle anderen können genau das hierbei lernen.
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