Dirkschneider - Live - Back To The Roots

Review

Was bitte soll man über Udo DIRKSCHNEIDER noch Neues schreiben? Über ihn, die Ikone, den Godfather des deutschen Heavy Metal. Und wie kann man die Bedeutung seines Schaffens vor allem mit seiner ehemaligen Band ACCEPT für den weltweiten Metal auch nur annähernd gebührend würdigen? Äußerst schwierig, denn diese Lobeshymnen wurden alle schon gesungen. Daher versuchen wir uns „Live – Back To The Roots“ mit möglichst wenig Pathos und Wehmut anzunähern, auch wenn dies nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Ein Abschied in Würde

Auf geht’s also zu Udo’s „ganz persönlicher Abschiedstour zum Thema ACCEPT“, jener wegweisenden Band also, mit der der Wuppertaler eine beispiellose Geschichte geschrieben hat. Der hier vorliegende Live-Mitschnitt stammt vom Konzert letzten April im Memminger Kaminwerk. Und diese gute zweistündige Messe gleicht einer mächtigen Zelebration. Denn passend zum feierlichen Anlass fährt der Altmeister natürlich nochmals sämtliche schwersten Geschütze auf, und das sind bekanntermaßen so einige. Da wären natürlich die Mega-Hits „Balls To The Wall“, „Metal Heart“, „Breaker“, „Fast As A Shark“, „Princess Of The Dawn“, „Restless And Wild“ oder „I’m A Rebel“. Jeder einzelne Song ein unverwüstlicher Klassiker, der alleine für sich schon das Ticket in den Metal-Himmel garantiert hätte. Daneben diverse andere Perlen des Teutonenstahls wie „“Living For Tonite“, „London Leatherboys“, „Head Over Heels“, „Neon Nights“, „Son Of A Bitch“, „Screaming For A Love Bite“ oder „Burning“. Ach verdammt, eigentlich könnte man an dieser Stelle getrost die ganze Setlist runterbeten und würde nur Volltreffer landen. Was war die Band damals für eine Hitmaschine, unglaublich! Aber auch die Songs aus der zweiten Reihe (Fanatiker der Solinger Edelstahl-Schmiede verzeihen mir bitte diese Einstufung) wissen absolut zu überzeugen, man höre sich nur „Winterdreams“, „TV War“ oder „Monsterman“ an.

Natürlich hat auch an Udo’s Stimme der Zahn der Zeit leicht genagt, kein Wunder nach rund 45 Jahren im Geschäft. Und natürlich werden Songs wie z.B. „Breaker“ heutzutage einen Zacken ruhiger runtergehobelt als noch vor 30 Jahren. Doch das nimmt den Titeln überhaupt nichts von ihrer Wucht und Klasse, nicht mal im Ansatz.  Der Vergleich zum 1985 in Japan mitgeschnittenen Live-Klassiker „Staying A Life“ muss an dieser Stelle natürlich erlaubt sein. Und dabei schneiden DIRKSCHNEIDER richtig gut ab, überhaupt keine Frage. Das Publikum in Memmingen ist natürlich weniger enthusiastisch und sangesfreudiger als jenes damals in Osaka. Aber kein Wunder, erstens sind uns da die Japaner eh ein gutes Stück voraus und zweitens sind die ACCEPT-Fans natürlich auch in die Jahre gekommen. Da geniesst man einfach stiller und mit dem einen oder anderen Tränchen im Auge. Dennoch steigt die Stimmung im Saal spürbar bis zum großen Finale. Und die Band selber? Ohne Wolf Hoffmann oder Peter Baltes einfach nur 1:1 zu kopieren macht Udo’s Begleitband ganz einfach einen verdammt guten Job. Die Jungs zementieren das Fundament für das Podest, auf dem natürlich standesgemäß der Meister selber thront.

Kann man noch mehr Hits in gut zwei Stunden packen?

Ob es Udo nun tatsächlich dabei belässt und mit U.D.O. wirklich keine ACCEPT-Klassiker spielt? Schwer vorstellbar, aber man muss es dem Dickkopf absolut zutrauen. Doch auch mit den Songs seiner Solo-Kapelle wird Udo weiter seinen Weg gehen und braucht sich damit vor nichts und niemandem verstecken. Und ACCEPT werden mit DIRKSCHNEIDERS absolut würdigem Nachfolger Mark Tornillo auch weiterhin ihre „Balls To The Wall“ pressen solange das „Metal Heart“ schlägt.

Dennoch ist „Live – Back Tom The Roots“ ein wichtiges Stück Musikhistorie und beendet diesen wohl bedeutendsten Abschnitt im Leben des Udo DIRKSCHNEIDER absolut stil- und würdevoll. Auf eine Bewertung wird hier ganz bewusst verzichtet, denn unter eine solche Setlist etwas anderes als eine dicke fette Zehn zu notieren, wäre absolute Blasphemie…

So, und jetzt freue ich mich noch mehr auf das Konzert im Dezember..!

19.10.2016
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