Einen äußerst zähen Klumpen Post-Core schmeißen uns die Franzosen von DIRGE mit ihrem beinahe-neuem Album um die Ohren. Denn tatsächlich erblickte „And Shall The Sky Descend“ schon 2004 das Licht der Welt, und wird dieser Tage – quasi als Appetithappen für das noch in diesem Jahr geplante neue Album – als Digipack neu aufgelegt.
Wo Genregrößen wie NEUROSIS, ISIS aber auch PELICAN oder GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR seit Jahren ihre Schneisen ins Feld pflügen, sind auch DIRGE schon eine ganze Weile dabei. In den Anfangstagen, die nunmehr 13 Jahre zurück liegen, beackerte man zunächst industrielle Gefilde, um dann die Maschinerie etwas feiner abzustimmen, mehr Platz für Emotionen und Melancholie zu lassen; sowie getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ den sperrigen Kompositionen die notwendige Zeit zu lassen, sich zu entfalten.
Das bedeutet bei einer Band wie DIRGE in jedem Fall überlange Songs, unter elf Minuten wird man hier nicht bedient. Und wer ein bißchen fit im Kopfrechnen ist, braucht sich ja nur mal die Anzahl der Songs und die Länge des Albums zu Gemüte führen. Es sind denn auch keine richtigen Songs im volkstümlichen Sinne, sondern eher Song- und Klangkonstruktionen, die sich über den Ruinen von Hardcore und Doom erheben und eine interne Genese vollziehen. Langgezogene Klangflächen, repetitive Akkordfolgen, brachiale Riffgewalt, die mit jedem Mal intensiver und markerschütternder wird, um dann unverhofft in absolut zerbrechliche Momente zu zerfallen, und sich gleichzeitig an anderer Stelle neu aufzutürmen.
„And Shall The Sky Descend“ ist kein nächtlicher Besuch im Freibad, bei dem man sich kurz im angenehm kühlenden Nass erfrischt – wer DIRGE verstehen will, muß in den Stahl eintauchen, muß bereit sein, eine nervenaufreibende Belastungsprobe über sich ergehen zu lassen. Schafft man das, entdeckt man das vielschichtige und variationsreiche Universum, aus dem die Musik ihre brachiale Gewalt und Intensität schöpft. Es sind vertonte Klangexperimente, Versuche unkonventioneller Strukturen, wobei angesichts der illustren musikalischen Nachbarn die Frage erlaubt sei, ob Unkonventionalität nicht auch gewissen Regeln folgt.
Ein spannendes Fundstück für offenherzige Musikliebhaber.
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