Dir En Grey - The Marrow Of A Bone

Review

Spätestens mit „The Marrow Of A Bone“ sollte DIR EN GREY seinen Status als überhypte Girlieband endgültig verlieren. Das sage ich nicht als sich anbiedernder Labelschleimer, sondern als langjähriger Fan, der sich Jahr für Jahr aufgrund des ganzen Trubels um den japanischen Fünfer selbst immer wieder fragt, in wie weit man das noch gutheißen kann. Daher nun die endgültige Antwort: Mit ihrem schwarzen Album haut die Band nicht nur jenen Kritikern wie mir, sondern auch dem Großteil ihrer minderjährigen europäischen Fangruppe ordentlich in die Fresse.

Und wie in alten Zeiten, lockt man den Zuhörer mit dem düsterstimmigen Gothicintro „Conceived Sorrow“ erstmal ordentlich auf den Holzweg, bis mit „Lie Buried With A Vengance“ ein cool eingetrommeltes Mörderbrett kommt, dass auch das nächste SLIPKNOT-Album einleiten könnte. Sowieso kann man der Band deutlich eine gelungene Modernisierung der schon immer vorhandenen westlichen Elemente anhören. Was früher Metalcore, Funk und RocknRoll war, ist heute der Iowa-Neuner, KORN und ordentlich Thrashmetal. Doch damit nicht genug: Auch reinrassig (und gern von oben erwähnter Zielgruppe auswendig gelernte) Rocknummern wie „The Final“ oder „Kodou“ findet man hier vergeblich. Somit ist die neue Ausrichtung zwar wenig innovativ, nimmt man nicht die Bandentwicklung sondern das derzeitige Musikgeschehen als Maßstab, wirkt von vorne bis hinten aber stimmig wie Sau. Auch auf großes Songmaterial muss man nicht verzichten: Erwähntenswert ist unter anderem die eher melodische Singleauskopplung „Ryoujoku No Ame“, die Halbballade „Namamekashiki Ansoku Tamerai Ni Hohoemi“ oder das gut knüppelnde „Agitated Screams Of Maggots“. Mit „Rotting Root“ ist desweiteren noch ein herrlich psychopatischer Mördergroover dabei, den es so definitiv noch nie von dieser Band gab.

Was es abschließend noch zu erwähnen gibt, ist dann noch der lobenswerte Einsatz der Band, ihre Platte selber abzumischen. Das sie das absolut talentfrei machen, hat ja schon „Withering To Death“ gezeigt, und auch „The Marrow Of A Bone“ setzt die Serie grottenschlecht basslastig gemischter Scheiben fort. Diesmal ist es zwar noch einigermaßen verschmerzbar, aber die Hörqualität steigt mit manueller Anhebung der Höhen dennoch ungemein. Ansonsten hat man hier aber wieder ein großartiges Album hingelegt.

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14.03.2007

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