Eine stilistische Einordnung vorzunehmen, verkommt bei DIORAMIC zur Sisyphos-Aufgabe. Will man gerade eine Vermutung festsetzen, lässt einen im nächsten Augenblick das Kaleidoskop musikalischer Ideen den Gedanken sogleich wieder verwerfen. Die Band selbst beschreibt das als „Art Core“ – dem gibt es von meiner Seite auch nichts hinzuzufügen. Musik ist Musik. Genres sind, salopp gesagt, die intellektuelle Verkleinerung von Klängen auf Tweet-Größe, um sich intermedial mit musikalischen Gattungen zu beharken.
Das sympathische Quartett aus Kaiserslautern bietet auf „Supra“ eine wunderbare Melange verschiedenster Spielarten. Als Referenzen sollen hier vor allem MUSE, THE MARS VOLTA und BETWEEN THE BURIED AND ME genannt werden. Songs wie „Big Pump“, „Melancholia“ oder „Logbook“ könnten durchaus Matt Bellamys Hirn entsprungen sein. Jedoch unter dem Einfluss latenter Aggressionen, welchen er in Form gutturaler Gesänge und stark verzerrter Gitarren Ausdruck verleiht.
Die bunte, Klang-Wundertüte massiert dem geneigten Hörer schließlich gehörig die Trommelfelle; und von musikalischen Vitaminen gestärkt sowie einem zufrieden Grinsen, entlässt DIORAMIC, am Ende des Albums, seine Hörerschafft zurück in den Alltag.
Die Spielzeit kommt der Inkubationszeit gleich, welche „Supra“ benötigt, um das einleitende schwere Atmen von der Platte auf den Zuhörer zu übertragen. Die betörenden Arrangements sind eine Klasse für sich. Allein „Worth“, ebenfalls ein Vertreter der Gattung MUSE meets Metal, zeichnet sich durch seinen progressiven Aufbau und den hymnischen Refrain aus. Auch das folgende „Big Pump“ überzeugt mit ungewöhnlichem Aufbau und einer teils sehr verqueren Rhythmik.
Mein persönliches Highlight ist bis dato, trotz der Klasse der übrigen Songs, das dreiminütige „Melancholia“. Das kürzeste Lied der Platte vermag es regelrecht, mich zu verschlingen. Vielleicht liegt das auch daran, dass es durch den geringen Härteanteil und den harmonisch elegischen Klängen wie eine Verschnaufpause wirkt, ehe das epische „Logbook“ über einen hereinbricht.
Was die Kompositionen spannend macht, ist das Gespür der Band, melodische und harte Passagen Hand in Hand gehen zu lassen. Stellvertretend dafür sei „Carpets On The Walls“ genannt: Ein melodisches Intro leitet über zu einer Dampfwalze modernen Metals, die im weiteren Verlauf des Songs wiederum sehr klangvoll die musikalischen Wege DIORAMICs befährt.
Im Übrigen herrscht für mein Empfinden nie Chaos in den Songs. Sämtliche Einflüsse verschmelzen zu einem homogenen Ganzen, was die Musik vergleichsweise zugänglich aber nie einfach macht.
Für mich ist „Supra“ ein Manifest erfrischenden Metals außerhalb eines Genrekorsetts. Die Symbiose aus modernen und progressiven Spielarten, angereichert mit alternativem Rock, elektronischen Elementen und einer ordentlichen Menge Epik und Dramatik, gelingt dem Quartett grandios. So wächst das Album mit jedem neuen Hören. Und vor allem macht es Spaß! Die knapp 43 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug. Daher ist es schade, dass nicht noch ein, zwei Songs mehr auf „Supra“ Platz gefunden haben.
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