Dio - The Very Beast Of Dio Vol.II

Review

Zweieinhalb Jahre nach DIOs Tod und zwölf nach der Veröffentlichung von „The Very Beast Of Vol. I“ gibt’s jetzt, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, den zweiten Teil. Weil die Highlights aus DIOs immerhin rund vierzigjähriger Karriere, nämlich die Übersongs aus den 70ern und 80ern, schon verbraten sind, greift das Label Niji Entertainment diesmal etwas tiefer in die Kiste. Und, siehe da, neben einer Zusammenstellung der besseren Studioalbum-Tracks der letzten fünfzehn Jahre finden sich da tatsächlich einige Songs, die es rechtfertigen würden, sich diese Best Of unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Der Schwerpunkt der Songauswahl liegt auf dem 2002er „Killing The Dragon“-Album („Killing The Dragon“, „Push“, „Along Comes A Spider“, „Better In The Dark“), gefolgt von dem 2000er „Magica“-Release („Fever Dreams“, „Feed My Head“, „Lord Of The Last Day“ und „As Long As It’s Not About Love“), dem letzten Studioalbum „Master Of The Moon“ von 2004 („The Eyes“, „Shivers“ und „One More For The Road“) und „Black“ sowie „This Is Your Life“ vom 1996er „Angry Machines“. Das wäre eine Gelegenheit, darüber zu philosophieren, dass keines dieser vier Alben (außer vielleicht „Magica“) trotz des DIO-Labels ein Klassiker geworden ist und woran das liegen könnte. Das ist aber nicht notwendig, weil jeder, der ein DIO-Best Of kauft auch weiß, worauf er oder sie sich einlässt. Sagen wir’s aber so: Sicher kann nicht jeder Song ein „Holy Diver“ sein. Muss auch nicht. Aber machen wir uns nichts vor, auch der Säulenheilige des Heavy Metal hat natürlich nicht immer nur Songwriting-Volltreffer gelandet, und das hört man, wenn man etwas nüchtern bleibt, auch. Trotzdem geht der straighte, etwas kitschige und mitunter erstaunlich moderne Hard Rock mit Dios unverkennbarer und immer fantastischer Stimme gut ins Ohr, das ist klar.

Viel interessanter aber sind die remasterten seltenen und unveröffentlichten Tracks, die hier am Ende stehen. Neben einer gutklassigen 98er-Liveversion von „Hunter Of The Heart“ von der „Inferno: The Last In Live“-Platte ist das zum einen mit „Prisoner Of Paradise“ der Japan-Bonustrack von „Master Of The Moon“, der komischerweise meinem Empfinden nach besser als ein Großteil des Albums ist. Dann wird’s richtig interessant: „Electra“ ist ein Track, den DIO für „Magica II“ (neben dem gleichzeitig eingeplanten „Magica III“ das letzte Studioalbum seiner Karriere) als wohl einzigen vor seinem Tod vollständig aufgenommen hatte. Ein absolut gelungenes Stück, das sich stilistisch mit packendem Mainriff, dominanten, leicht orientalischen Keyboards und tollem Refrain eher an den ganz großen RAINBOW-Momenten als an den letzten zwölf DIO-Jahren orientiert. Alleine dafür sollte man den Kauf in Erwägung ziehen. Das werden einige Fans auch von „Metal Will Never Die“, dem alleine wegen des Titels tragischen letzten aufgenommenen Song Ronny James Dios, sagen. Das Lied stammt von David Feinsteins 2010er-Album, ist musikalisch eher ein unauffälliges Heavy Metal-Kleinod, aber es ist eben die letzte bekannte Studioaufnahme des großen Mannes.

Wie oft auf Best Ofs also auch hier neben viel Licht ein wenig Schatten, wenn auch „The Very Beast Of Dio Vol. II“ mit nettem Cover, sehr reflektierten Liner Notes von US-Musikhistoriker Eddie Trunk und natürlich einer Vielzahl solider bis sehr guter Songs besticht. Auch wer die CD nicht kauft – versucht mal, in den Song „Electra“ reinzuhören. Alleine deswegen muss man auch 2012 nochmal um Dio trauern.

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15.10.2012

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