Dio - Finding The Sacred Heart - Live In Philly 1986

Review

Ich habe mich schon kurz nach Ronnie James Dios Tod gefragt, wie es mit seinem Vermächtnis wohl weitergehen und ob er auch ein typisches Opfer von Leichenfledderei werden würde. Bislang hat seine Witwe Wendy die Sache aber wohl gut im Griff und so sind noch keine obskuren ‘Best Of’-Alben oder die Diskographie lieblos wiederveröffentlicht worden. Dafür gebührt ihr der Dank der ganzen Szene. Viel zu oft schon ging es nach dem Tod eines populären Musikers primär um Geld und nicht um Respekt gegenüber dem Schaffen des verstorbenen Künstlers. Mit “Finding The Sacred Heart (Live In Philly 1986)” hat Wendy Dio jetzt aber ein Juwel zur Veröffentlichung frei gegeben, dass sich Fans von DIO sofort auf den Einkaufszettel schreiben müssen.

Wie der Titel schon verrät, wurde die DVD 1986 in Philadelphia (USA) während der Tour zum dritten DIO-Album “Sacred Heart” mitgeschnitten. Die Video- und Tonaufnahmen wurden remastert, was man deutlich hören kann. Der Authentizität schadet das aber nicht, denn die Konzertatmosphäre wird hierdurch nicht beeinträchtigt und über die Fähigkeiten der Musiker muss man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Craig Goldy ersetzt den vor der Tour ausgestiegenen Vivian Campbell optimal und kann mit seinem Gitarrenspiel absolut überzeugen. Mit Vinny Appice (Drums) und Jimmy Bain (Bass) befindet sich zudem eine der stärksten Rhythmusgruppen der Achtziger in den Reihen der DIO-Band. Auch die Kameraführung ist sehr gelungen. Hektische Schnitte gibt es nicht, so dass die Kameras gerne auch mal länger bei einem Musiker verweilen, was mir persönlich besser gefällt, als so manche aktuelle Aufnahme. Hektische Kameraschwenks wären bei der opulenten Show von DIO aber definitiv fehl am Platz, denn man möchte doch jedes Detail des Bühnenaufbauten begutachten können. Höhepunkt der Show ist natürlich Ronnie James Dios Kampf gegen den Drachen in “Sacred Heart”, der heute showtechnisch obsolet wirkt, aber im Kontext von DIOs Musik wie die Faust auf das berühmte Auge passt.

Man kann an dieser Stelle trefflich darüber streiten, ob die Show ein Drum-, ein Gitarren- und ein Keyboardsolo braucht, aber vermutlich wird  – da die Bühne beinahe komplett dunkel gehalten ist – während der Soli einfach der Drache konstruiert. Das kann man nachvollziehen, ist auf der anderen Seite aber ärgerlich, weil so einige Klassiker lediglich in Form von Medleys zum Zug kommen. Generell möchte ich über die Setlist nicht mosern, aber es ist zu erkennen, dass die Songs vom “Sacred Heart”-Album qualitativ nicht ganz an Nummern wie “Rainbow In The Dark”, “Don’t Talk To Strangers”, BLACK SABBATHs “Heaven And Hell” oder “We Rock” anknüpfen können (mit Ausnahme von “Hungry For Heaven” und dem Titeltrack vielleicht). Ein Makel, über den man aber generös hinwegsehen kann, denn als Fan wird man hier trotzdem wunderbar unterhalten.

Zu meckern gibt es also nicht viel, zumal sich auch das Bonusmaterial sehen lassen kann und ein paar interessante Infos für den Zuschauer parat hält. Aufgrund des visuellen Aspekts würde ich die DVD der ebenfalls erhältlichen Doppel-CD jederzeit vorziehen, da die Magie von DIOs Musik hier ihre ganze Wirkung entfaltet. Wie oben schon erwähnt, ist “Finding The Sacred Heart – Live In Philly 1986” für DIO-Fans ein Muss. Musikalisch und theatralisch alles top und neben den hervorragenden Leistungen der Musiker, zeigt die DVD vor allem eines: DIO wird auch im dritten Jahr seines Ablebens von der Szene schmerzlich vermisst.

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24.06.2013

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