Dio - Dream Evil

Review

Trotz der etwas kommerzielleren Ausrichtung des Vorgängeralbums „Sacred Heart“, die sich hinsichtlich der Verkaufszahlen und Besucherzahlen auf der anschließenden Tournee – dokumentiert auf der noch im selben Jahr aufgelegten Live-EP „Intermission“ – durchaus bezahlt gemacht hatte, legten DIO im Jahr 1987 auf „Dream Evil“ erneut heftigeres Material vor.

Der längst zum Inventar zählende Keyboarder Claude Schnell kam darauf zwar einmal mehr ungemein effektiv zur Geltung, verlagerte sein Spiel aber in eine etwas dunklere Richtung. Inwiefern der zu jenem Zeitpunkt neue Gitarrist Craig Goldy darauf Einfluss hatte, vermag man im Nachhinein wohl nur schwer zu beurteilen, Tatsache ist jedenfalls, dass Goldy, der den abgewanderten Vivan Campbell ersetzte, von der Spielanlage her deutlich stärker aus der Blackmore-Schule kam. Nachzuhören ist diese Tatsache vor allem im Titeltrack, der auf beeindruckende Weise den Geist der frühen RAINBOW heraufbeschwört.

Doch der Titelsong allein war selbstverständlich längst nicht die einzige bemerkenswerte Komposition von „Dream Evil“. Mit der Singleauskoppelung „All The Fools Sailed Away“, die es auf über sieben Minuten Spielzeit brachte und hinsichtlich ihrer Intensität auch verdammt gut zu BLACK SABBATH / HEAVEN & HELL gepasst hätte, war eine Halb-Ballade am Start, die sich ebenso als Kracher vor dem Herrn entpuppen sollte, wie der monströse Einstieg „Night People“, oder der Mid-Tempo-Stampfer „Sunset Superman“.

Die Chemie innerhalb der Band schien perfekt zu sein, doch im Endeffekt sollte „Dream Evil“ dennoch das einzige Album in dieser Besetzung bleiben. Da Craig Goldy, trotz durchaus beachtlicher Erfolge dieses Werkes, das es unter anderem auf Top 15 Platzierung in den LP-Verkaufscharts in Deutschland und Österreich (was ich bis heute nicht glauben kann…), sowie unter die Top 10 in England brachte, aus denselben Gründen DIO den Rücken zuwendete wie schon sein Vorgänger.

Auch umjubelte Konzerte (u.a. gastierten DIO im Jahr 1987 bei der deutschen Ausgabe des „Monsters Of Rock“-Festivals in Pforzheim und Nürnberg, wo meine Wenigkeit seinen konzerttechnischen Jungfernflug mit „Meister Ronnie“ absolvieren durfte, halfen da nichts, Craig fühlte sich musikalisch einfach nicht mehr wohl.

Aus heutiger Sicht wage ich es „Dream Evil“ mit zu den essenziellsten Werken der Solo-Karriere von Ronnie James Dio zu zählen, nicht zuletzt deshalb, weil das Gesamtpaket aus Songs, Sound und Artwork überaus stimmig ausgefallen ist. Und ganz alleine dürfte ich mit meiner Meinung dazu ohnehin nicht dastehen, stimmt’s Herr Nordstörm?

23.05.2010

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