Dimman - 152 (EP)

Review

DIMMAN aus Finnland existieren mittlerweile bereits seit 2011. Seitdem haben sie es auf einige Singles und zwei EPs gebracht. Ein Longplayer lässt bislang auf sich warten. Die 2017er EP „Guide My Fury“ enthielt letztlich relativ typischen Melodic Death Metal, mit der melancholischen Schlagseite, die man aus dem Land der tausend Seen kennt. Nun vollziehen DIMMAN offenbar eine Kehrtwende, die sich zunächst vor allem in einem neuen Logo und dem Einstieg von Jenna Kohtala äußert, die nun cleane Vocals beisteuert. Ist ansonsten alles beim Alten geblieben?

DIMMAN – Kirmes-Techno meets Metal?

Pardon. Ist da etwa aus Versehen eine Platte mit Kirmes-Techno aus Jugendsünden-Zeiten in meinem Player gelandet? Oder gar die neue ESKIMO CALLBOY? Nein, nach kurzer Überprüfung steht fest, es ist doch die neue DIMMAN. „Capsized Reverie“ beginnt tatsächlich mit elektronischen Spielereien – leider aber der ganz billigen Art – die in Kombination mit verzerrten Gitarren nicht wirklich besser klingen. Auch das Shouting von Valtteri Halkola fällt im Vergleich zum Vorgänger viel moderner aus und schielt gewaltig in Richtung Metalcore. Die poppigen Vocals von Neuzugang Jenna Kohtala können ebenfalls nicht für eine deutliche Besserung des ersten Eindrucks sorgen. Diesen Song als Opener zu wählen ist, wohlwollend betrachtet, sehr mutig.

Immerhin, so viel sei bereits verraten, bleiben dem Hörer im weiteren Verlauf der EP Techno-Attacken erspart. Viel besser wird es dennoch nicht. Dafür sorgt auch die merkwürdige Produktion, die offenbar auf modern getrimmt werden sollte und vor allem die Gitarren flach und konturlos klingen lässt, besonders im Titeltrack. Die Akustik-Einschübe sind hier noch mit das Beste, der Rest rauscht ereignislos vorbei.

Nach dem ebenfalls wenig auffälligen Instrumental „The History“ gibt es mit „Treason“ zumindest so etwas ähnliches wie einen Lichtblick. Der balladeske Beginn erinnert ein wenig an diverse Gothic-Metal-Kapellen mit weiblichem Gesang, die daraufhin einsetzenden Leads sind bislang die gelungensten. Da hier ausschließlich mit klarem Gesang gearbeitet wird, fehlt es der Nummer deutlich an Power, hier und da ein paar Growls hätten den Song spannender machen können.

Der Beginn von „Entity“ klingt noch am ehesten nach klassischem finnischen Melo-Death, auch das Shouting geht hier weitgehend in Ordnung. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Komposition schon ein wenig älteren Datums sein dürfte, da sie so oder so ähnlich auch auf „Guide My Fury“ hätte stehen können, abgesehen natürlich vom klaren Gesang. Dort hätte sie allerdings auch maximal das Prädikat „durchschnittlich“ erhalten.

Orientierungslos und unausgegoren – „152“

Auch wenn auf dem Vorgänger bei weitem nicht alles Gold war, was glänzte, vollführen DIMMAN auf ihrer neuen EP „152“ eine ziemlich abrupte und zugleich unverständliche Kehrtwende. Von einer talentierten Melodic Death Band will man sich offenbar mit der Brechstange in Richtung Modern Metal bewegen, vermutlich inspiriert von Bands wie IN THIS MOMENT, an die auch der Gesang von Jenna Kohtala in Teilen erinnert, deren Niveau aber zu keinem Zeitpunkt erreicht werden kann.

Die Band wirkt letztlich orientierungslos und so richtig will auf dieser EP nichts stimmen. Seien es die seltsamen Techno-Experimente des Openers, die eigenartige Produktion, die neuerdings ebenfalls auf modern getrimmten Screams oder auch das ziemlich furchtbare Cover Artwork. Vielleicht hatten die jungen Finnen bzw. Finninnen Angst vor zu viel Ähnlichkeit mit Landsleuten wie INSOMNIUM oder OMNIUM GATHERUM. Nun, diese Ähnlichkeit ist tatsächlich auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Wohin man stattdessen will steht aber offenbar auch nicht so ganz fest, weshalb „152“ einfach unausgegoren klingt. Damit hat sich die Band sicher keinen Gefallen getan.

22.11.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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