Mit dem Gemeinschaftswerk „Spazmatic(k) Spell“ von DIFFERENT STATE und SIGILL beehren uns zwei langerprobte Projekte aus dem Hause Zoharum, um zwischen Irdisch-Rituellem und Astral-Sphärischem von ihrer Vision von Magie zu erzählen.
Den Anfang machen DIFFERENT STATE, deren Beitrag sich wohl am ehesten als experimenteller Ambient umschreiben lässt, mit „I Hate The Eyes“, womit der lyrische Bestandteil des Stücks auch schon fast komplett erfasst ist. Ähnlich COPH NIA beschränken sich die Polen in zwei der vier beigesteuerten Stücke auf das Wiederholen zentraler Phrasen, sind dabei sogar eine Spur minimalistischer als dieser und verleihen ihrem Schaffen doch einiges mehr an Substanz, weil die Betonung eben immer noch auf der Musik liegt. Von Trompete, Klarinette und Saxophon bis hin zu Gitarre, Lärmwänden und elektronischen Spielereien reicht das Instrumentarium, mit dem vom dissonant-sperrigen „Nose“ bis zum rhythmisch eingängig-rituellen „Ear“ alle Facetten neuerungsfreudiger Tonkunst angeschnitten werden. Besonders bemerkenswert ist, dass alle Stücke Wiedererkennungswert besitzen, weil sie sich auf eine Hauptidee beschränken, die dann aber so gekonnt in Szene setzen, dass man die Brüche zwischen den einzelnen Stücken kaum wahrnimmt. Obwohl die Attitüde eindeutig experimentell ist, wirkt DIFFERENT STATEs Musik hier ganz bewusst in vollendeter Ambientästhetik allein durch seine Präsenz und nicht durch Inhalte, die automatisch assoziiert werden.
Im Gegensatz dazu ist der Beitrag von SIGILL aus dem Vereinigten Königreich regelrecht konservativ geraten, beschäftigen sich die letzten vier Stücke des Albums doch mit tiefstem Ambient und Drone, wie er in der letzten Zeit so populär geworden ist. Nur dann und wann erklingen gesprochene Passagen und der beschwörende Charakter verweist auf den ersten Teil der Platte; ansonsten gibt es flächige und langatmige Elektronik in beruhigenden Klangfarben zu bestaunen. Geräusche ebben auf und ab, schieben sich zwischen verhallte Geräusche und sonores Brummen und gestalten mal den Vordergrund, halten sich dann wieder zurück. Das meiste davon hat man schonmal irgendwie gehört, zum bewussten Träumen lädt das Duo SIGILL dennoch ein und erkundet nur zu erahnende Weiten und Welten.
In Sachen experimentellem Ambient und Drone lässt sich „Spazmatic(k) Spell“ durchaus weiterempfehlen. Es trübt den Hörgenuss ein wenig, dass in der ersten Hälfte nicht so sehr auf Schlüssigkeit geachtet wurde, denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Stücken stehen im krassen Gegensatz zur Momentaufnahme, die die Stücke selbst sind. Trotzdem sind die für sich sehr hörenswert und machen zusammen mit dem Beitrag von SIGILL ordentlich was her. Der geneigte Liebhaber tagverträumter Musik sollte zugreifen.
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