Dies Irae - The Sin War

Review

Polen arbeitet im Moment fieberhaft daran, sich in der Spitzengruppe der Todesblei fördernden Länder zu etablieren. Über den Exportschlager VADER braucht man dabei nicht zu reden, aber auch kleinere Bands wie z.B. DECAPITATED haben in den letzten Monaten in der Szene gehörig Staub aufgewirbelt. Bei soviel Potential bleibt natürlich die Bildung von All-Star-Projekten nicht aus. Als solches muss man nämlich die seit 2000 wieder bestehenden DIES IRAE ganz klar bezeichnen. Neben Mauser (g) und Doc (d) (beide bekannt von VADER) lärmen hier noch Novy (v,b) von BEHEMOTH und Hiro (g) von SCEPTIC munter mit. Beste Voraussetzungen für ein technisch brillantes Death Metal-Feuerwerk sind also bei „The Sin War“ geschaffen. Tracks wie der Opener „Comrade Of Death“, das schnelle „Incarnation Of Evil“ oder das alles zermalmende „Nine Angels“ blasen einem auch herrlich den letzten angekrusteten Ohrenschmalz aus den Lauschern, aber ihr merkt schon, dass ich mich formulierungstechnisch darauf vorbereite, ein großes ABER rauszufeuern. Da die Hälfte von DIES IRAE auch bei VADER aktiv ist, ist es nur logisch, dass häufige musikalische Ähnlichkeiten zur Mutterband (vor allem in den schnellen Parts) auftreten, was in meinem Kopf folgende Frage aufwirft: Was bringt es Musikern, mit zwei Bands fast ein- und dieselbe Musik zu machen? Klar, die Vocals auf „The Sin War“ sind etwas brutaler gegrowlt, mit der Geschwindigkeit wird etwas variabler jongliert und ab und an lässt Hiro einige SCEPTIC-Parts mit in die Songs einfließen, was die Unterschiede zwischen VADER und DIES IRAE aber trotzdem nicht über ein Minimum zu heben vermag. Versteht mich nicht falsch: Gäbe es Polens (und neben BOLT THROWER auch Europas führende) Death Metal-Band nicht oder würde Funkstille um sie herrschen, könnte „The Sin War“ locker in den grünen Bewertungsbereich vorstoßen. Bedenkt man aber im Gegenzug, dass VADER vor kurzem erst mit „Revelations“ das vielleicht beste Album ihrer Karriere rausgehauen haben, verblasst DIES IRAEs Zweitwerk daneben doch ein wenig. Fazit: Todesblei-direkt-ins-Gemächt-Freaks und -Komplettisten sollten sich „The Sin War“ unbedingt ins Regal stellen. Der Rest ballert sich lieber noch ein weiteres Mal VADERs neuestes Werk um die Ohren.

21.09.2002
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