Die Vorboten - Aufschrei

Grundgütiger! Was brauchen wir denn noch alles für Subgenres? DIE VORBOTEN bezeichnen sich großspurig als Kraut Metal und haben doch recht wenig Neues zu bieten. Das muss man auf dem ersten Album freilich nicht erwarten, aber bei so viel Selbstvertrauen gleich ein eigenes Genre zu gründen?

In jedem Fall komme auch ich nicht um die Vergleiche mit den APOKALYPTISCHEN REITERN und RAMMSTEIN herum, wie sie bereits vielerorts untergekommen sind. Musikalisch tendiert man sicher in diese Richtung, aber auch gesanglich bietet Sänger Karsten Palitschka einige Parallelen zu Herrn Fuchs und Herrn Lindemann, immerhin ist so Abwechslung garantiert. Trotzdem, auch musikalisch ist das Album mit seinen 70’s Synthies und der eher soliden, denn spektakulären Rythmus-Fraktion alles andere als ein Ohrenschmaus. Enttäuschend ist vor allem, dass die Gitarren hinter den Keyboards beständig hinten anstehen und kaum Akzente setzen. Sei’s drum, wenn denn wenigstens richtige Hits auf dem Album wären. Doch trotz sozialkritischer Texte, die bei mir eher für Fremdscham sorgen (denn so wirklich sauber gereimt wirkt wenig) und einigen einprägsamen Refrains kann von zündenden Ideen keine Rede sein. „Hauptstadt“ zum Beispiel wäre so eine eingängige Nummer, die schnell ins Ohr geht und genauso schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Lediglich der recht dramatische Abschluss „Hass“ hat sogar einen sehr schönen Zwischenpart, der tatsächlich etwas der Anspannung, die der Song wohl ausstrahlen soll, vermitteln kann.

Aber es bleibt dabei, „Aufschrei“ ist ein Debütalbum ohne wirkliche Gedächtnisstützen. Dazu sind die Ideen schon zu oft verwendet, die Vorreiter zu charmant und deren Alben deutlich ohrwurmlastiger. DIE VORBOTEN müssen definitiv noch einiges investieren, bis sie wirklich soweit sind, ein eigenes Genre zu gründen. „Aufschrei“ jedenfalls ist lediglich für wirklich Genre-Begeisterte im Ansatz interessant, alle anderen dürfen getrost woanders hinhören.