Schon interessant, wie sehr sich Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung manchmal unterscheiden. Im Vorstellungsschreiben der VORBOTEN finden sich folgende Zeilen: „Fünf junge Männer aus der Hansestadt Wismar exerzieren den Umbruch, brechen feste Genre-Normen, schaffen den Kraut-Metal. Sie verbinden gitarrenschweren Metal mit den elektronischen Klangexperimenten des Kraut-Rock aus dem Deutschland der 70er Jahre.“ Klingt toll oder?
Meiner Meinung nach lässt sich die Band aber mit weniger Pathos und weniger Wörtern viel treffender beschreiben. Eigentlich braucht man genau fünf davon um alles über ihre EP „Anfang & Ende“ zu sagen:
„Klingt wie DIE APOKALYPTISCHEN REITER“. Kenner werden vielleicht noch hinzufügen: „zu Zeiten des 2008er Albums ‚Licht'“.
Klangexperimente und 70er Jahre-Flair enthält die neue VORBOTEN-EP nicht. Aber es ist alles da, was die APOKALYPTISCHEN REITER aktuell ausmacht: Die deutschen Texte sind genauso pathetisch und dichterisch fraglich, die Musik basiert auf den selben Popformeln und Mitsingrefrains. Sogar die Stimme von Sänger Karsten Palitschka stimmt zu 90 Prozent mit dem bassigen Organ von Fuchs, dem Frontmann der REITER, überein. Und ja: Die VORBOTEN verzichten weder auf die schmalzigen Klavierinterludes noch auf die fünf Hektoliter Pathos, die über jeden Song ausgegossen werden. Das soll aber nicht abwertend klingen, im Gegenteil, in diesem Stil muss das so sein.
Natürlich ist das Songwriting der VORBOTEN etwas kompakter ist als bei den REITERN. Und sie vermischen auch nicht anarchisch grundverschiedene Metalstile. Aber es bringt nichts, diese geringen Unterschiede hervorzukehren.
DIE VORBOTEN sind eine qualitativ hochwertige Kopie der APOKALYPTISCHEN REITER. Aber eben nur eine Kopie.
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