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Die Verbannten Kinder Evas - Come Heavy Sleep

Review

So, hier hätten wir einmal mehr ein Prachtexemplar österreichischen Musikschaffens, das (mit einer Dauer von fast einer Stunde!) den Alltag enorm bereichert. Dergleichen wird häufig als „Dark Wave“ bezeichnet, was dem meiner Meinung nach kaum gerecht wird – behelfsmäßig kann ich jenes, das Richard und Julia Lederer (von der auch das stimmungsvolle Artwork stammt) hier erschaffen haben auch nur als klassisch angehauchte, romantische Keyboardmusik, die sehr nach …ja Österreich eben klingt und die manchmal anmutet als sei die Vertonung der Mystik, Sehnsucht und Melancholie, erfassen. Die klassischen Instrumente klingen dabei rühmenswert unsynthetisch, wobei hin und wieder auch Gothic Vox und Orgel zum Einsatz kommen. Das ganze ist ausgezeichnet produziert – die Arrangements professionell ausgearbeitet. Dass das Material Parallelen zu Dargaard, eindeutiger zu Weltenbrand und auf jeden Fall zu Summoning aufweist, ist einleuchtend, da Richard und Protector von Summoning ein und die selbe Person sind und er seine „Ursprünge“ natürlich nicht verleugnen kann; so erreicht er auch hier epische, schwelgerische Weiten, allerdings gänzlich ohne E-Gitarre und mit besser programmiertem Drum-Computer bzw. mit majestätischen Pauken. Seine unglaublich vielschichtigen, ideenreichen Kompositionen sind immer von einer gewissen Spannung erfüllt und bieten allesamt ein hohes Maß an Abwechslung, wodurch auch kein Hauch von Langeweile – wie ansatzweise bei Dargaard und Summoning der Fall – aufkommt. Die Stücke unterscheiden sich auch angenehm voneinander und bereits das Introstück „The Beginnung“, das zu einem bedrohlichen Gewirr anschwillt, verspricht reine Faszination. Als störend empfinde ich den Anfang von „Dim Atmosphere“, der mich irritiert, da das seichte Streicherspiel an einen Soundtrack zu einem kitschigen Hollywood-Film erinnert, aber auch hier wendet sich alles wieder zum Guten. Die Frauenstimme ist sehr angenehm, wenn die Gesangslinien auch insgesamt nicht so beeindruckend und „kreativ“ wie die von Elisabeth (Dargaard) zu nennen sind, so sind sie dennoch hervorragend und die trübsinnige Stimmung vertiefend. Noch eindrucksvoller wird es, wenn sie dann mit Richard im Duett oder wie in „Unreal Mystery“ gar im Kanon singt. Auch Richard hat sicherlich viel Gesangserfahrung, liegt nur in „Waters of wide agony“ manchmal neben der wünschenswerten Tonlage, was allerdings auch seinen Reiz hat. Allgemein hat man manchmal den Eindruck, dass der Gesang der beiden doch sehr „computerisiert“ sei, weniger durch den Hall, als vielmehr dadurch, dass es manchmal allgemein leicht künstlich klingt, als wäre die Gesangspur nachbearbeitet worden. Um ein Ende zu finden: Für Summoning-Liebhaber, die sich durchaus vorstellen können auch an Musik die noch weniger brutal als die auf den genialen Dol Goldur und Nightshade Forests ist, Gefallen zu finden, ein Muß allemal. Come heavy sleep ist aber auch allen anderen nahezulegen, die sich gern Erholung von härteren Klängen gönnen wollen oder einfach eine Untermalung zum Abschweifen und Einschlafen (im positiven Sinne), suchen. Das mir aber nachher bitte keiner sagt, ich hätte nicht davor gewarnt, dass man von diesem Himmel der Poesie (auch textlich) kaum mehr hinanschweben will 🙂 .

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10.05.1999

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2 Kommentare zu Die Verbannten Kinder Evas - Come Heavy Sleep

  1. Hail Grishnakh sagt:

    Klassiker! Das Album ist aber von ’97 und nicht wie angegeben von ’99. Noch einen Ticken besser ist meiner Meinung nach aber das selbstbetitelte DebĂĽt. Ein einzigartiges und majestätisches Meisterwerk das in dieser Form bis zum heutigen Zeitpunkt seines Gleichen sucht. DafĂĽr zehn Punkte!

    10/10
  2. Watutinki sagt:

    Hey, aus welcher Ecke kommst Du denn gekrochen!? :))
    Stimme Dir zu 100% zu, wobei der Vorgänger für mich noch mal in einer ganz anderen Liga spielt.
    Richard Lederer ist einer der Ausnahmemusiker schlechthin, finde ich.

    9/10