Drei Jahre sind in’s Land gezogen, seit Bradhenr mit seinem Untergrundprojekt DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND zuletzt von sich hören ließ. Nun meldet sich der eigenwillige Solokünstler mit einem neuen Album zurück, das auf den pathetischen Titel „Ich Träume von Finsternis Hört“ und mit einer Spielzeit von beinahe 60 minuten ziemlich opulent ausgefallen ist. Bradhenr hat sich mit seinem merkwürdig benannten Projekt im Lauf der letzten Jahre einige Aufmerksamkeit im Black-Metal-Untergrund erspielt, und man fragt sich vor dem ersten Hördurchgang, was sich in den letzten paar Jahren wohl groß am nostalgischen, verwaschenen und zuweilen schrägen Sound des Ein-Mann-Projektes geändert haben könnte.
Man mag es glauben oder nicht, aber es haben tatsächlich einige Entwicklungen stattgefunden! BURZUMeske, extrem verzerrte und verhallte Gitarrenwände, die von Zeit zu Zeit auch zu schnelleren und selbstverständlich tremolierten Angriffen ansetzen, bilden nach wie vor die Basis des Materials. Wiesen die Erstwerke Bradhenr’s jedoch noch überwiegend rockige Elemente auf, so zeigt sich gerade das Material auf „Ich Träume von Finsternis“ erstaunlich ausufernd und verzweigt. Neben den zu erwartenden Ambient-Passagen haben auch andere experimentelle Tendenzen sowie sogar ein Hauch von Post-Rock ihren Weg in das Klangbild gefunden. Auch das blackmetallische Arsenal wurde gekonnt ausgeweitet, mir scheint, dass neben BURZUM, DARKTHRONE und SATYRICON diesmal auch das Frühwerk von ARCKANUM verstärkt als Inspiration gedient hat. So erinnert beispielsweise der fünfte Track, „Illum Opportet Crescere, Me Autem Minui“, mit seinem elegisch verwobenen, einzig auf Leadgitarren basierenden Melodiebögen, seinen traurig brummenden Bässen und geschmackvoll eingesetzten minimalistischen Tonleiterspielereien an die Instrumentalsongs auf frühen ARCKANUM-Alben. Im Kontrast dazu gibt es im Opener „Morar: Ich träume von Finsternis“ erhabene, stolz anmutende Riffs zu hören, die gegen Ende in herzzerreißende Dissonanzen und einen heroischen Ausklang, der von Chören untermalt wird, münden. Bradhenr bedient sich einer beachtlichen Bandbreite an Mittel, um seine ausdrucksstarken Klangwelten zu modellieren und gibt bei dieser Vielfalt an Ausdrucksformen eventueller Langeweile kaum eine Chance.
Der rauschende Proberaumsound unterstreicht hervorragend das minimalistisch inszenierte Material, zeigt aber auch ganz klar, dass DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND sich als ein Projekt verstehen, das dem deutschen Black-Metal-Untergrund entsprungen ist und trotz all seiner avantgardistisch-experimentellen Ausflüge nicht anstrebt, seinen Posten zu verlassen. Diese Authenzität schlägt sich auch stark in den Kompositionen Bradhenr’s wieder: Zuhörerfreundlichkeit ist keine Priorität, und so verlangt das Material eine gewisse Offenheit und Bereitschaft zur häufigeren Auseinandersetzung. Ist einem der Einstieg jedoch erst einmal gelungen, offenbart sich „Ich Träume Von Finsternis“ als eine kleine Schatzkiste voll von intensiv vertonten Klangfarbenn und Erfindergeist. Wer DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND noch nicht kennen sollte und mit suizidalem Black Metal, Ambient und geheimnisvollen Klangexperimenten etwas anzufangen weiß, sollte sich spätestens jetzt zum Reinhören aufgefordert fühlen.
Eine Band mit SO einem Namen kann ich eigentlich nur lustig finden.
Die Toten kehren wieder mit dem Wind: Olfaktorisch oder als aufgewirbelte Asche? 🙂
Die Mucke ist aber gar nicht mal so übel, auch wenn das Etikett "suizidales Schwarzmetall" mich normalerweise zum Ignorieren veranlasst. Die Songs, insbesondere von den Gitarren her, sind ok, der sogenannte Gesang ist allerdings ziemlich grauenhaft und immer gleiches, überschnappendes Gekreisch, nicht besonders druckvoll und zu leise. Der Sound past zur Mucke und erinnert an Transilvanian Hunger.