Es tut sich was im deutschen Black Metal-Underground. Lange ist es her, seitdem es ein Tape in die metal.de-Redaktion geschafft hat. Dank des Karge Welten-Kunstverlages kommen wir nun nach dem CD-Release von „Am Ufer des Sees“ im Frühjahr 2005 durch Saturnine Society des Ein-Mann-Projektes DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND aus NRW in den Genuss, die zweite Wiederveröffentlichung als ursprüngliches Tape mit einem minimalistischen, aber wirkungsvollen Booklet in den Händen zu halten. 2004 war der Urknall für die Entstehung des Projektes mit dem eigenwilligen Namen DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND, hinter dem Bradhenr (Bernhard Straßer) steckt. Namentlich sollte es zumindest bei einigen klingeln, die mit dem deutschen Black Metal-Untergrund vertraut sind, da DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND spätestens seit 2006 durch die Veröffentlichung durch „Stille“ und 2007 „Blut“ kein ganz unbeschriebenes Blatt mehr ist.
Auf dem Konzept-Tape, welches nach dem Debüt 2004 „Verarbeitung eines Schmerzes“ erschien, sind sechs düstere Kompositionen mit einer bodenständigen Produktion, wie ein Tape zu klingen hat. Das Schlagzeug poltert dumpf, dezente ambiente Keyboard- und Synthesizerklänge sind zu vernehmen, den Gitarren schwebt ein sphärischer und geisterhafter Klang bei und das unklare, krächzende Rauschen des Gesangs klingt wie aus dem tiefsten Kerker einer Burg aufgenommen. Obwohl auf dem Begleitheftchen steht, dass dieses Tape nur nachts bei Vollmond in einer solchen Ruinen aufgenommen sein soll, wage ich mal zu bezweifeln, dass dies auch der Wahrheit entspricht und soll auch nicht weiter zur Debatte stehen. Fakt ist, dass einen typisch deutscher melancholisch-depressiver Black Metal erwartet, der bei den schnellen Momenten an frühe LUNAR AURORA, durch die poetische Lyrik und Stimmung an NOCTE OBDUCTA, teils naturmystischen Texte an frühe DORNENREICH oder auch den barbarisch-nordischen Songs wie „Wanderer Bei Fels Und Fjord“ von GEIST erinnert. Aber auch die einzigartige Atmosphäre früher BURZUM-Werke und ähnlichen norwegischen Meisterwerken, scheint Bradhenr gefallen und folglich inspiriert zu haben. „Am Ufer Des Sees“ ist insoweit abwechslungsreich, da jeder Song auf seine Weise mit tempovollen Schwingungen ausgestattet ist, die aber von einem zum nächsten Moment zu einer überaus faszinierenden und alles verschlingenden Monotonie führen, ohne die Melodie zu verlieren. Im Gesamtbild also eine gelungene Mischung aus alter Stilistik mit einigen neuen Ideen und Potenzial.
Nun zu den Kritikpunkten: zwar wird man mit Beginn der ersten Klänge von einer magischen Atmosphäre umhüllt und einige Riffs, vor allen bei den klaren Tönen begeistern prompt, allerdings wirken die geschrammelten Riffs nicht genau pointiert und klingen schwammig. Einige werden auch zu lang und einseitig verwendet, sodass es schwer fällt nach fünf Minuten jedem Song, der meistens länger als das Doppelte ist, noch genauere Aufmerksamkeit zu schenken. Hier wünsche ich mir noch kompakteres Songwriting, denn die Aufmerksamkeit des Hörers hat „Am Ufer Des Sees“ verdient und sei jedem empfohlen, der auf diesen atmosphärischen und wirkungsvollen Stil steht, Lust auf frisches Blut aus deutschen Landen bekommen hat und nicht allzu hohe Anforderungen an ein nicht ganz neues Composing stellt. Diejenigen werden mit dem an die 60 Minuten langen Tape ihre helle Freude haben.
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