Die Toten Hosen - Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour

Review

Galerie mit 23 Bildern: Die Toten Hosen - Laune der Natour 2017 - TUI Arena Hannover

Nach dem letzten Studioalbum der TOTEN HOSEN, „Laune der Natur“, und der darauf folgenden Tour „Laune der Natour“ gibt es jetzt den filmischen Nachschlag mit dem Titel „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“. Der Film von Grimmepreisträgerin Cordula Kablitz-Post und Paul Dugdale (der bereits 2014 die DVD „Der Krach der Republik“ der Düsseldorfer umgesetzt hatte) kam im Frühjahr in die Kinos und erscheint nun als DVD und Bluray.

Wer also auf der Tour als Zuschauer dabei gewesen ist, kann sich jetzt den Nachschlag einer gesamtheitlicheren Perspektive ins Wohnzimmer holen: „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ ist kein bloßer Konzertmitschnitt (selbst wenn einzelne Stücke ganz ausgespielt werden), sondern ein Blick hinter die Kulissen während der Tour. Und wir erinnern uns: Da lief einiges nicht so wie geplant und anderes kam überraschend dazu, wie der Hörsturz von Sänger Campino mit anschließenden Konzertabsagen oder der Auftritt beim #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz.

„Weil du nur einmal lebst“ ist die Doku über eine Tour, bei der einiges anders als geplant lief

Der Dramaturgie von „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ hat das sicherlich nicht geschadet. Der Film beginnt als vergleichsweise gewöhnliche Tourdoku, bei der das Publikum beim ausgiebigen Feiern während des Konzerts ebenso ausgiebig in Szene gesetzt wird. Die Erkenntnis: Die Fans haben auch bei Regen im Circle Pit Spaß, sind äußerst textsicher und lassen sich von den Farben der Papierschnipselkanonade nicht verunsichern (Rot und weiß – da geht sowohl der Fortuna- als auch der FC- und Bayern-Fan d’accord). Eine weitere Erkenntnis: Auf Tour ist es manchmal echt öde und die Gespräche verdammt nah an einer kriminellen Handlung. Beispielsweise als die Betreiber eines Jugendclubs die „Battle Of The Bands“-EP von 1985 aus einem Koffer lupfen:

Betreiber 1: „Die haben wir hier noch gefunden…“

Campino: „Oh Gott…“

Betreiber 2: „Die ist ja ein Sammlerstück geworden.“

Jemand aus dem Off: „Die wurde irgendwann nicht mehr nachgepresst.“

Betreiber 2: „Ja, eben, deswegen ist sie ja ein Sammlerstück geworden!“

Jagutäh… Ebenso wenig erhellend sind die Begegnungen mit alten Weggefährten, wie Norbert Hähnel, dem ehemals „wahre Heino“, der zusammen mit den Bandmitgliedern in Erinnerungen schwelgt, die für den Zuschauer leider äußerst blass bleiben.

Der Film zeigt das Geheimnis von Campinos Kondition und goldener Stimme

Daneben lernt man das Geheimnis von Campinos Kondition kennen (Kampfsport), seiner goldenen Stimme (Wurzelsud), jedoch nicht seiner Pünktlichkeit (denn er kommt nach Aussage seiner Bandkollegen IMMER unpünktlich: „Wir planen das immer mit ein, dass wir trotzdem rechtzeitig ankommen“). Und man sieht das etwas merkwürdige Ritual vor der Show: sich hintereinander in einer Schlange aufstellen, den Kreis schließen und dem Vordermann auf die Schulter klopfen – „heute abend alles geben!“

Durch den Hörsturz von Campino richtet sich der Fokus zwischenzeitlich auch stark auf die zahlreichen Roadies und Mitarbeiter auf Tour, die dadurch vielleicht noch geschmeidiger und direkter in das Filmgeschehen eingebunden werden konnten als geplant. Und wer weiß, ob sich Campino in den eingeflochtenen Interviewszenen so nachdenklich gegeben hätte, wäre alles nach Plan gelaufen: „Wenn man in diesen Bühnengestängen rumgekraxelt ist mit einem Bein zwanzig Meter über dem Boden, das würde ich heute so nicht mehr machen. […] Ich lebe ja mit den Menschen zusammen, die meine Familie sind. Das wäre ein bisschen blass, wenn ich auf der Bühne abrutsche und nicht mehr für sie da bin, weil ich einen kindlichen Egotrip hatte.“

DIE TOTEN HOSEN zwischen #wirsindmehr-Konzert und Fun-Punk-Kriegen

Ansonsten ist er aber so, wie man ihn aus Funk und Fernsehen kennt: Da muss er mal Dampf ablassen (nachdem ihm der Soundmixer während eines Gigs einen zu lauten Ton aufs Ohr gedrückt hat), da ist er gleichzeitig gnadenlos ehrlich und nah am Wasser gebaut: „Hey Leute, lasst uns diesen Moment nutzen, wo ich mal nett bin – das kommt ja nicht so oft vor – ich will nur, dass euch klar ist, dass ich euch alle lieb habe. Auch wenn ich das nicht immer leben kann. Aber tief in mir ist diese Zuneigung.“ Und da macht er nach den Ausschreitungen in Chemnitz auf der Bühne auch den Mund auf. Gut so.

Apropos Chemnitz: Bei diesem Konzert steht Rod Gonzales („Die Fun-Punk-Kriege waren vor meiner Zeit bevor ich zu den ÄRZTEN kam“) auf einer Bühne mit den HOSEN, um „Schrei nach Liebe“ von den ÄRZTEN anzustimmen. Das – wen wundert’s – bei den HOSEN-Fans genauso gut ankommt. Da sind die Fragen an Bassist Andi eher überflüssig, wie es denn überhaupt zu den genannten Fun-Punk-Kriegen anno Tuck gekommen ist.

Filmisch geschickt verpacktes Finale

Filmisch geschickt verpackt ist das Finale der Doku: Denn nicht das Heimspiel in Düsseldorf (zu dem Andi und Campino auf dem Fahrrad anreisen) steht am Ende, sondern ein Tour-Abstecher nach Buenos Aires, Argentinien. Es heißt ja immer, dass die Fans in Südamerika fanatischer wären, und hier bestätigt sich das alles: DIE TOTEN HOSEN werden auf der Straße nicht nur erkannt, sondern regelrecht abgefeiert. Anstimmen der Lieder inklusive. Klar, dass es bei den Clubkonzerten hoch her und vor allen schwitzig zugeht.

Insgesamt ist „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ eine über weite Strecken kurzweilige Tourdokumentation. Gerade anfangs gibt es zwar ein paar Längen, aber die ungeplanten Umstände verhelfen dem Film zu einem Spannungsschub, und das Grande Finale ist filmisch gut in Szene gesetzt. Der Film funktioniert also als solcher, und somit ist es auch nebensächlich, ob er über die Dialoge Neues über DIE TOTEN HOSEN zu Tage fördert. Eingefleischte Fans wissen eh über alles Bescheid.

17.10.2019

- Dreaming in Red -

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8 Kommentare zu Die Toten Hosen - Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour

  1. nili68 sagt:

    Band für Leute, die sich beim demonstrieren gerne überfahren lassen. Leider ist dieser Trend in Deutschland noch nicht angekommen. Naja, Darwin kann nicht überall sein..

    1. Pankratz sagt:

      Ach, deshalb hasst dich jeder….

      1. nili68 sagt:

        Ja, jeder. Letztens hab‘ ich Urlaub auf dem Mond gemacht, da kam ein kleines grünes Männchen und meinte „Ey, du scheiß Nili“. Du kannst dir meine Verwunderung vorstellen..

      2. Pankratz sagt:

        Ich glaub nicht, dass du verwundert warst.

      3. BlindeGardine sagt:

        Hat der Bub wieder nicht geschlafen? Oder hast du frei nach Deadpool heute morgen wieder die braunen Hosen aus dem Schrank genommen? Oder ist das der Frust, weil dir die Girls von Babymetal inzwischen zu alt sind?

      4. nili68 sagt:

        Naja, auf der Rückseite des Mondes hat man mich recht herzlich empfangen, deshalb geht’s wieder.. *schnüff*

  2. Sane sagt:

    Wenn du beim nächsten mal für immer da bleibst schenke ich dir einen people=shit Patch.
    Das dazugehörige Bügeleisen drückst du dir dann bitte bei Vollpower auf die Finger,dann haben sogar die Leute im Internet eine Weile Ruhe vor deinem Teeniequatsch.

    1. nili68 sagt:

      Obwohl ich den Wortwitz zu schätzen weiß.. *schwör* https://www.youtube.com/watch?v=zWQJoSHKefU