Die! - Still

Review

Als der langjährige Sänger Oliver Jung DIE! vor vier Jahren verließ, sah die Zukunft der Bergisch Gladbacher Neuen-Deutsche-Härte-Band nicht gerade rosig aus – gebeutelt von Streitigkeiten mit dem alten Label gab niemand mehr auch nur einen Pfifferling auf die Band, die mit dem Einstieg von Ex-MEGAHERZ-Sänger Mathias „Matze“ Elsholz jedoch ihren Trumpf ausspielte und nun mit „Still“ ein Comeback-Album vorlegt, an dem sich RAMMSTEIN, OOMPH! und Konsorten eine Scheibe von abschneiden können: Totgeglaubte leben also nicht nur länger, sondern überzeugen auch mit Biss, der zuvor genannten Bands seit Jahren abhanden gekommen ist.

Musikalisch und inhaltlich in eine andere Liga katapultiert, kann die Band durch den Besetzungswechsel und einer kernig-harten Produktion mühelos mit EISBRECHER und MEGAHERZ mithalten, und profitiert dabei nicht nur von Matzes extrem ausdrucksstarken, rauen Stimme, sondern auch von einer riesengroßen Portion Melodie und Härte, die sich bereits im Opener („Schöner Schein“) oder im tanzbaren Titeltrack zu einem Nackenbrecher vereinen, der sich gewaschen hat. Auch die interessante Literatur-Adaption von Heinrich Hoffmanns „Daumenlutscher“ oder Songs wie „Herzlos“ und dem Drafi Deutscher-Klassiker „Marmor, Stein Und Eisen Bricht“ kriechen fett, böse und druckvoll aus den Lautsprecherboxen, wie es sich für diese Art von Musik gehört. Aber auch eingängige, ausgesprochen melodiöse Stücke wie „Lüg Mich An“ oder das an RAMMSTEINs – als die Welt noch in Ordnung und RAMMSTEIN provozierend genial war – „Du Hast“ erinnernde „Teufelswerk“ überzeugen uneingeschränkt. Allein das schizophren gesprochen vorgetragene „Teufelskreis“ mit Stammtischideologie zum Abschluss hätte nicht sein müssen, tut aber auch nicht sonderlich weh.

Unterm Strich ist „Still“ ein unterhaltsames Album, das Spaß macht und die Band so abwechslungsreich wie nie zuvor präsentiert. Gitarrendominiert mit dem nötigen Biss, haben DIE! zwar keine Klassiker, aber einige wirklich gelungene Tracks mehr in petto, die so manch andere Band in diesem Genre aufhorchen lassen sollte.

31.10.2009
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