Die Sonne Satans - Archive Compendium
Myrn 
Hier hätten wir also Dark-Ambient, was wohl allgemein bedeutet: keine Gitarren, kein Gesang, nicht mal ein übliches Rhythmusinstrument (wenn überhaupt dann z.B. ein abstraktes, knöchriges Knacken und Klicken) – nur Keyboard (und wohl Computer), wodurch wirre, sphärisch-verzerrte Klangwelten erzeugt werden. Solch ein Werk wird gewiß nur wenigen zugänglich sein, ist vielmehr eine bedrohliche, schwermütige, insgesamt extreme Kulisse mit irren FX, die manchmal an einen Horrorsoundtrack erinnert – also nicht unbedingt was man unter Musik versteht. Manche Stücke weisen allerdings „Hauptmotive“ („Body Snatcher“gar eine richtige Melodie oder „Dismal Chant“ schaurigen Kirchengesang) auf, die dann komplex und unvorhersehbar ergänzt, schließlich weitergeführt werden. Jedenfalls kenne mich in diesem Bereich nicht aus, in sofern kann ich keine wirklichen Parallelen nennen… vielleicht den Beginn von Dargaards Eternity Rites oder Burzums „Rundgang um die transzendentale Säule der Singularität“… ja noch am ehesten ein Stück wie „Anzuzgard“ von dessen Hlidhskjalf. Auch hier dienen – ohne zu langweilen – Wiederholungen dem schleichenden Stimmungsaufbau (die Stücke bleiben auch meist unter sieben Minuten). Vielleicht helfen der Vorstellung weitere Attribute wie mystisch, obskur, halluzinogen, rituell… ja, „Grottenstimmung“ ist ein dafür geschaffenes Wort. Ich würde mir sogar die Behauptung anmaßen, daß die Kompositionen auf Archive Compendium durch ihr subtiles Daherkriechen härter und satanischer wirken als all die Marduks und Darkthrones. Meine unvergleichlichen psychoanalytischen Kenntnisse verraten mir indes, daß auch dieser Paolo Beltrane alles andere als ein Menschenfreund ist, der in Diskotheken ausgelassenen die Schönheit der Welt feiert und auf der Love Parade „We are one big family… Happy, happy!“ kräht :). Bei manchen Ausgeburten seines Hirns würde ich ihn viel eher als Sadisten einschätzen, der den Hörer mit unterschwelligen Wahnattacken quälen will. Nichts desto trotz muß ich mich tiefbeeindruckt von dieser wortlos kreativen und inspirierenden Leistung zeigen, der die Produktion mehr als gerecht wird. Aber fragt mich keiner, zu welchen Stimmungen und Gelegenheiten man so etwas freiwillig hören soll bzw. will… .
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