Die Skeptiker - DaDa In Berlin

Review

Als Deutschland noch in West und Ost getrennt war, gab‘ es sowohl hier als auch da einige Punk-Bands, die ihren Hass auf das herrschende System vornehmlich in musikalischen Gewaltausbrüchen freien Lauf liessen. Im Osten waren dies vor allem Bands wie DRITTE WAHL, RESTBESTAND und NAMENLOS. Nur einige wenige der DDR-Punks haben nach dem Fall der Mauer noch alte Lieder auf Platte aufgenommen, darunter SCHLEIM-KEIM, MÜLLSTATION und jetzt auch DIE SKEPTIKER, die mit „DaDa In Berlin“ ihr Comeback-Album veröffentlichen.

Komplett neu eingespielt und mit einem druckvoll versehenen Endmix ausgestattet bieten DIE SKEPTIKER auf ihrem Album einen Querschnitt ihrer Hits von Alben wie „Harte Zeiten“ oder auch „Sauerei“. Dabei sind sich die Jungs um Eugen Balanskat, dessen manchmal stark pathetischer Gesang Geschmackssache bleibt, zunehmenst treu geblieben und haben auf ganz grobe Veränderungen verzichtet. Textlich haben die Stücke auch heute nicht an Brisanz verloren und die beiden neuen Songs „Kein Weg“ und „Verraten Und Verkauft“ verfolgen den bisherigen Weg dieser Gruppierung geradlinig weiter.

Allerdings muss man sich bei einem solchen Comeback und gerade einem Song wie „Verraten Und Verkauft“ die Frage stellen, ob das alles wirklich noch echt ist, denn auf mich wirkt dieses durch Harris Johns (SODOM, KREATOR, TANKARD u.v.a.) sauber veredelte Album zu gezähmt und aufgesetzt. Man singt gegen den Kapitalismus, aber bedient sich lüsternd an einem System, gegen das man dem Trend folgend lauthals „Deutschland Halt’s Maul“ ruft, nur um sein eigenes Gewissen zu beruhigen. Das Ideal ist verraten. Letztendlich zählt nicht der gute Wille, sondern das, was man tatsächlich tut, und zu diesem Album fällt mir nur Eines ein: Geld scheffeln.

Wer von den alten Fans aus Nostalgie noch einmal Krokodilstränen vergiessen möchte, darf natürlich gern zu „Strassenkampf“ wütend die alternde Faust recken und zum Titelsong seine Ska-Hüften schwingen, alle anderen Punk-Fans sollten sich ernsthaft überlegen, wie ein kleines Rädchen im grossen System brav das sauer geschnorrte Kleingeld für dieses Konsumprodukt auf den Tresen zu legen. Als wirklich gute Alternative empfehle ich DIE SUICIDES, die sich nicht zum Ausverkauf feil bieten. Und die Spassfraktion um Bands wie zum Beispiel A.O.K. und DIE KASSIERER sollten um diese auf Populärmusik genormte knappe Dreiviertelstunde sowieso einen grossen Bogen machen.

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17.11.2007

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