Der Blutharsch & The Infinite Church Of The Leading Hand - Sucht & Ordnung

Review

DER BLUTHARSCH & THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND – ein Thema, das mit Vorsicht zu genießen ist

DER BLUTHARSCH & THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND sind ein schwieriges Thema. Darauf hat bereits mein Vorredner zum Album „Joyride“ hingewiesen. Aus diesem Grunde ist es nicht ganz leicht, über die neue Veröffentlichung „Sucht & Ordnung“ zu reden, ohne das im Hinterkopf zu haben. Denn auch wenn die drei unbenannten Songs weit entfernt vom früheren Military Pop der Band sind, so ziert den Roboter auf dem Cover immer noch ein Eisenkreuz, als hätte man noch nicht ganz mit der eigenen Vergangenheit abgeschlossen. Wagen wir dennoch mal einen Blick respektive Hör hinein.

Von Raumschiffen, dem Sündenfall und Langeweile im Weltraum

Die ersten beiden Tracks arbeiten jeweils auf einzelne Höhepunkte hin. Das dauert beim Opener ganze sechs Minuten, in denen DER BLUTHARSCH & THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND ihren spacigen, instrumentalen Krautrock immer weiter intensivieren. Vor dem geistigen Auge spielt sich ein Film ab, in dem ein Raumschiff zunächst warm läuft und dann – nach sechs Minuten – abhebt. Das ganze ist zugegeben etwas langatmig, ist aber ansonsten gut in Szene gesetzt. Der Liftoff ist gelungen.

Im zweiten Track sind die Gitarren deutlich präsenter. Und sie leiten gekonnt in den nächsten Part über, in dem erstmals der seltsam phrasierte, weibliche Sprechgesang ertönt. Der ist schön schräg und erzählt vom Sündenfall, noch schräger aber ist der wiederum gekonnt eingeleitete Umschwung in Richtung (Post-)Black-Metal-Raserei. Leider löst sich der Song anschließend komplett auf und wabert dann noch zwei Minuten nichtssagend vor sich hin.

Der Dritte Track dagegen nimmt mit seinen 14 Minuten die Hälfte der gesamten Spielzeit für sich ein. Und leider scheint es, als wären der Band hier die Ideen ausgegangen. Der Song basiert praktisch auf einem simplen Riff, das mit Gitarren und Keyboards ornamental verziert wird. Im Krautrock nicht unüblich, wirkt der Song jedoch unnötig in die Länge gezogen. Auch der Gesang ist hier bei weitem nicht so schräg ausgefallen, wirkt der Trockenheit und Langeweile nicht gerade entgegen.

Rein musikalisch also ist „Sucht & Ordnung“ eine gemischte Tüte. Es beginnt stark, lässt dann aber konstant nach und wirkt selbst mit seiner vergleichsweise kurzen Spielzeit von knapp unter 30 Minuten in die Länge gezogen. Insofern ist die Platte für Die-Hard-Krautrock-Fans einen Hör wert, darüber hinaus muss man „Sucht & Ordnung“ jedoch nicht kennen. Aus diesem Grunde können wir vielleicht auch von einem tiefer gehenden Diskurs über DER BLUTHARSCH absehen…

05.12.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Der Blutharsch & The Infinite Church Of The Leading Hand - Sucht & Ordnung

  1. Kommentator 08/15 sagt:

    Wer trocken gezockten Krautrock mag, wird das hier auch mögen. Klar, die großen Alben von Amon Düül II und Tangerine Dream bleiben unangetastet, aber für einen schönen Abend ist der Tonträger trotzdem bestens geeignet. Weshalb der zweite Teil des Albums im Vergleich so schlecht gewertet wird, erschließt sich mir nicht, da der Flug des Raumschiffs doch wunderbar umgesetzt wird. Vielleicht stören mich aber auch Raumschiffe mit Eisernen Kreuzen weniger als andere.

    8/10