Die Krupps - Als Wären Wir Für Immer (EP)

Review

Galerie mit 14 Bildern: Die Krupps auf dem Mera Luna Festival 2016

Darf man von einer Band eigentlich enttäuscht sein, die seit ihrer Gründung vor gut dreißig Jahren maßgeblichen Einfluss auf die heimische und internationale Elektronik- bzw. Post-Industrial-Szene hatte und damit in gewisser Weise, wenngleich auf einer anderen Ebene, sich genauso einen Namen machte, wie KRAFTWERK? DIE KRUPPS sind jedenfalls wieder zurück, nachdem Sänger Jürgen Engler und seine Jungs 1997 nach dem bisher letzten Full-Length-Album („Paradise Now“) die Segel strichen und getrennte Wege gingen. Erst 2005 fand man sich in neuer Besetzung, aber mit den Ur-Mitgliedern Engler, Ralf Dörper und Rüdiger Esch, zusammen, um mit mehreren Live-Auftritten in ausgewählten Locations innerhalb Europas das 25-jährige Bühnenjubiläum zu feiern, und 2007 folgte schließlich eine Doppel-CD („Too Much History“), die neben neu eingespielten Hits auch zwei neue Songs enthielt, von denen vor allem der verheißungsvolle Track „Ich Bin Ein Ausländer“ wehmütig an vergangene Glanztage der Band erinnerte und ich mir (fast) nichts mehr gewünscht habe, als die Rückkehr der KRUPPS.

Und nun ist es soweit. Als Appetizer für das im nächsten Jahr erscheinende Album mit brandneuen Songs, werfen DIE KRUPPS eine EP auf den Markt: „Als Wären Wir Für Immer“ bietet immerhin gleich vier neue Tracks, ein PROPAGANDA-Cover und drei Remixes. Ordentlich Futter für die Ohren also, die so lange nach neuem Material der KRUPPS lechzten und nun ihren Frieden finden sollen. Leider – an dieser Stelle ziehe ich den Bogen zum Anfang meines Reviews – gelingt dies nur bedingt. Denn „Beyond“, eine Kollaboration mit Chiles besten Industrial-Rockern von VIGILANTE, der Opener der EP, erinnert mich viel eher an SECRET DISCOVERY zu „Slave“-Zeiten (was nicht schlecht, aber auch nicht neu und für diese Band ungewohnt ist) als an DIE KRUPPS, und auch der folgende Titel („The Chameleon Man“) klingt viel zu glattpoliert und ohne jeden Biss, den ich an der Band immer geliebt habe. Den finden DIE KRUPPS erst mit den deutschen Titeln („Die Macht“, „Als Wären Wir Für Immer“) wieder. Hier kommen auch endlich diese typischen KRUPPS-Elemente zum Tragen, die die Songs zu kalten, mechanisch-düsteren Industrialwerken mit hartem Elektronik-Beat verzaubern.

Der Coversong ist nett und die drei Remixes von UNHEILIG („Beyond“), VIGILANTE („The Chameleon Man“) und MEMPHIS („Dr. Mabuse“) zum Ausklang der EP gehen in Ordnung, sind aber nicht zwingend, eher unauffällig, aber runden dennoch diese Veröffentlichung ab. Alle Songs dürften sicherlich für volle Tanzflächen sorgen, aber nichtsdestotrotz frage ich mich zum Ende ernsthaft: „War es das?“ – „Als Wären Wir Für Immer“ ist insgesamt etwas zu unspektakulär von einer Band wie DIE KRUPPS, die zum Beispiel andere Gruppen wie PRO-PAIN, PARADISE LOST oder sogar THE SISTERS OF MERCY beeinflussten, mit einem Titel wie „Fatherland“ zu Recht internationale Erfolge feiern konnte und mit dem Song „Germaniac“, einer kritischen Abrechnung mit der deutschen Wiedervereinigung, nicht nur die EBM-Szene begeisterte. Letztendlich aber ist diese EP nur ein Vorgeschmack auf das was noch kommen soll, und ich hoffe, da kommt noch sehr viel mehr.

14.11.2010

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