DIE KREATUR mit zwei Köpfen
OOMPH! prägten wie kaum eine andere Band den Stil der Neuen Deutschen Härte, LORD OF THE LOST sind in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Szene-Bands aufgestiegen und überzeugten mit ihrem letzten Album „Thornstar“ sogar über Genre-Grenzen hinaus. Ein Projekt bestehend aus den Sängern dieser beiden Kapellen birgt also enormes Potential eine Vielzahl von Leuten mit düsterrockigem Musikgeschmack zu begeistern. Dero Goi von OOMPH! und Chris Harms von LORD OF THE LOST vereinen ihre Gesangstalente nun als DIE KREATUR auf ihrem Debüt-Album “Panoptikum“. Wird hiermit endlich die verstaubte Neue Deutsche Härte revolutioniert?
Neue Deutsch Härte – Einmal alles bitte!
Die Antwort ist ein enttäuschtes “Nein“, denn DIE KREATUR nutzt ihr Potential leider kaum. Der größte Kritikpunkt ist sicherlich das Textwerk, welches auf “Panoptikum“ einmal sämtliche NDH-Klischees abklappert. Vom selbstbetitelten Opener, über das wenig tiefgründig beleuchtete Drogenthema in “Was Mir Am Wichtigsten Ist“ bis zum ausgelutschten “Mensch / Maschine“- Vergleich. Die verwendeten Bilder, die Wortwahl und selbst einige Reime klingen wie schon x-mal gehört und langweilen mehr, als dass sie eine wirkliche Atmosphäre aufkommen lassen. Die nahezu einzige Ausnahme genannter Punkte bildet “Schlafes Braut“. Hier wird auf einen wohlklingenden Walzerrhythmus eine zwar wenig innovative, aber immerhin stimmungsvolle Geschichte erzählt.
Musikalisch bekommt man allerdings von DIE KREATUR ein druckvolle Produktion um die Ohren geknallt mit kräftigen Riffs, treibenden Synthies (besonders in “Unzertrennlich“ gelungen) und gelegentlichem Auskundschaften der engen Grenzen der Neuen Deutschen Härte. “Untergang“ ähnelt beispielsweise stilistisch eher härteren Stücken aus dem Hause LORD OF THE LOST, während “Glück Auf“ durch sein sanftes Akkordeonthema überzeugt. Was sich die beiden Herren allerdings mit der Coverversion von “Der Goldene Reiter“ gedacht haben, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Die Nummer gleitet in ermüdendem EBM-Sound vor sich hin und hinterlässt lediglich ein schlichtes Schulterzucken.
Potential verschenkt? – Naja, so halb
Mit Dero Goi und Chris Harms an den Mikrophonen hätte ein vielseitiges und packendes Album entstehen können, schließlich überzeugen ihre kraftvollen Stimmen in der jeweiligen Hauptband auf ganzer Linie. Stimmlich gibt es auf “Panoptikum“ auch nicht viel zu meckern, doch wenn die beiden Herren Phrase an Phrase reihen, die einzelnen Songs kaum Atmosphäre erzeugen und weder eine Botschaft vermitteln noch originelle Geschichten erzählen, entsteht wahrlich kein gutes Gesamtbild der Platte. Ein spannendes Debüt-Album sieht demnach leider anders aus. Wer allerdings auf ein klassisches NDH-Album steht, das ordentlich kracht, eingängige Melodien zu düster anmutenden Texten erklingen lässt und sonst keine Ansprüche erfüllen muss, kann bedenkenlos zugreifen.
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