Die Kammer - The Seeming And The Real

Review

Galerie mit 10 Bildern: Die Kammer - Wave Gotik Treffen 2015

Melancholisch, ruhig, nachdenklich, passend zum Herbstwetter: Wer sich fern von schrummelnden E-Gitarren und treibenden Drums nach zarten Klängen fürs Kaminfeuer bei warmem Tee sehnt, wird mit DIE KAMMER definitiv glücklich. Zarte Gitarren, melodiöse Geigen, ein warmes Cello für Struktur – handwerklich meisterhaft mit warmem, tiefem Gesang begeistern Marcus Testory und seine Mitspieler, unter ihnen auch Ex-ASP-Gitarrist Matthias Ambré, der das Projekt mit Gitarre, irischer Bouzouki, Glockenspiel und Vocals unterstützt. Auch Oliver „Himmi“ Himmighofen ist mit von der Partie, wie bereits beim schwarzen Schmetterling mit Drums und Percussion.

Wer sich bei „The Seeming And The Real“, dem Erstlingswerk von DIE KAMMER, in Stücken an „Once In A Lifetime“ von ASP erinnert fühlt – sowohl was das Artwork, aber auch den Stil betrifft – der liegt sicherlich nicht ganz falsch, denn stilistisch kann niemand, der 12 Jahre lang das musikalische Schaffen einer Band geprägt hat, plötzlich seine Handschrift um 180 Grad ändern. Auch das Artwork, aus der Hand von Ingo Römling aka Monozelle, der jahrelang den Schmetterlingszyklus von ASP begleitet hatt, knüpft daran an. Matthias  Ambrés Gitarre leitet durch das Album, drängt sich nie in den Vordergrund, ist jedoch immer präsent genug, um die Melodien lange im Ohr nachklingen zu lassen.

Bereits die Vorabsingle „The Orphanage“ versetzt den Zuhörer in eine warme Atmosphäre, der Text läd ein, wie eine offene Tür, sich dazu zu setzen, gibt Platz für eigene Interpretationen, ist als Opener des Albums einfach gut arrangiert mit seinen Willkommensbotschaften.

In bester Singer/Songwritermanier leitet das Album mit manchmal bissigen, oft stimmigen, und immer wieder wahren Aussagen durch die Spielzeit von knapp 55 Minuten, bringt zum Träumen und zum spontanen Mitsingen, erzeugt Bilder, die an Szenen aus alten Filmen erinnern, wie in einer Kabinettsvorführung. Sicherlich haben die verspielten Elemente der Songs ihren Anteil daran.

Testory ist sicher einer der ganz großen Geschichtenerzähler in diesem Jahr, selten hat ein Album mit so wenigen Mitteln und so „leisen“ Klängen eine so große Wirkung mit so starken Emotionen entfaltet. Oftmals ist kein Reim nötig in den lyrisch starken Stories, und wenn doch ein Reim da ist, so unterstreicht dieser wunderbar die Aussagen des Albums, wie bei „Black As Coal“: „And if my heart was black as coal, you’d be the one to set fire to my soul“.

Vom ersten bis zum letzten Lied ist „The Seeming And The Real“ rund, teilweise richtig heiter, eröffnet eine andere Sichtweise auf die Welt und beschäftigt sich mit Kleinigkeiten, die wir öfter in unser Leben lassen sollten. Sicherlich wird DIE KAMMER vielen von euch viel zu leise sein, wer jedoch gutes Handwerk schätzt und Akustik nicht verteufelt, wird definitiv glücklich. Für Freunde aus dem Gothic-Bereich, die ASP schätzen und musikalisch von Anfang an mit allen „Verschollenen Archiven“, Akustik-Werken und der „Zaubererbruder“-Tour vertraut waren, sollte das Projekt von Matze sowieso Regalpflicht haben, auch wenn er sich vom Schwarzen Schmetterling getrennt hat.

23.10.2012

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1 Kommentar zu Die Kammer - The Seeming And The Real

  1. Martin1213 sagt:

    Statt des mehrfachen Vergleichs mit ASP, sollte man eher darauf hinweisen, dass „Die Kammer“ eine ziemlich direkte Nachfolgeband von Testorys „Chamber“ ist.