Die Happy - Red Box

Review

Ob unplugged oder unter Strom, DIE HAPPY zählen noch immer zu den leidenschaftlichsten Live-Acts Deutschlands. Wirklich jedes ihrer Konzerte, die ich besucht habe, war schweißtreibend, mitreißend und hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht, so daß ich immer wieder gern an diese Momente zurückdenke. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich um ruhige Klänge, die punkigen Songs oder um das rockige Material der Band handelt, live wird schlichtweg gehörig Arsch getreten, und genau das steht Energiebündel Marta Jandová auch am besten. Dass Marta ihre Texte und Songs zu 100 Prozent verkörpert, überträgt sich immer wieder erneut auf das Publikum, und das macht diese Shows auch so einzigartig.

Umso erfreulicher, dass DIE HAPPY nach dem zahnlosen „VI“ mit ihrem siebten Studioalbum wieder einen Zacken zugelegt haben und zeigen, dass die Magie und die Energie aus der „Supersonic Speed“-Anfangszeit doch noch (in Ansätzen) vorhanden ist: Ganz in der Tradition der ersten DIE HAPPY-Alben beginnt „Red Box“ mit einer schleppenden, riffigen Nummer, die es in sich hat: „Mesmerized“ verblüfft und rockt so unglaublich hart, dass dieser Titel ganz ohne Zweifel auf einem der ersten Alben gepasst hätte. Auch die folgenden zwei Titel („Dance For You Tonight“, „Superstar“) gehen gut nach vorn, bevor mit „Good Things“ zum ersten Mal balladeske Töne erklingen und Martas charismatischer Stimme viel Spielraum bieten.

Leider haben sich aber auch diesmal wieder einige stark durchschnittliche Titel eingeschlichen, wie der Titelsong zum Beispiel, der zwar ordentlich rockt, aber genauso wie „Stay With Me“ oder „Bang Boom Bang“ kaum Akzente setzen kann. Und mit dem DESTINY’S CHILD-Song „Survivor“ hat sich die Band überhaupt keinen Gefallen getan. Ich finde diese Version erschreckend überflüssig, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Entschädigung gibt es erst wieder zum Schluss, denn „Sweet Enemy“ zählt zu den absoluten Highlights des Albums – dieser Track reißt einfach mit und bleibt auf Anhieb im Gedächtnis haften. Mehr davon!

Tatsache ist, dass DIE HAPPY mit „Red Box“ erneut einige wunderbare Melodien hervorzaubern, die in den Liveshows für viel Energie sorgen werden. Dass die Band wieder etwas zügiger unterwegs ist, steht Sängerin Marta und ihren Jungs schlichtweg am besten. Der kleine Schritt zurück ist daher ein großer Schritt nach vorn, auch wenn die Magie der Anfangszeit der Band (und die vom Opener) über die vollständige Laufzeit des Albums dann doch ein wenig fehlt.

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11.09.2010

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