Die Dorks - Urlaub in der BRD

Review

Passend zum Titel “Urlaub in der BRD“ empfangen DIE DORKS uns mit einer karibischen Aloha-Melodie, die vom Sound der Großstadt – Presslufthämmer, Verkehrsgeräusche, etc. – und verschiedenen Kurzansagen durchsetzt wird. Dem Intro folgt auch gleich der titelgebende Opener, der mit einer ohrwurmtauglichen Hookline zum Ausflug in die Bananenrepublik und damit statt an die Bikinizone am Strand von St. Tropez, zum Genießen des braungebrannten, deutschen Maurerdekolletés einlädt.

Wem es beim Plattencover noch nicht auffiel, dem dürfte spätestens hier klarwerden, dass DIE DORKS ihrem Namen – englisch für Idioten – auch auf dem fünften Album alle Ehre machen. Dass das eher als Kompliment, denn als Abwertung gemeint ist, dürfte sich eigentlich von selbst verstehen. Schließlich reden wir hier über eine Punkrockband, die sowohl für ihre kompromisslosen, oftmals mit einem ironischen Augenzwinkern versehenen Texte, als auch dafür bekannt sind, dieselben authentisch und ehrlich rüberzubringen.

Daran hat sich auch zehn Jahre nach der Bandgründung nichts geändert. Da wird der Champagner zur Straßenschlacht rausgeholt (“Prunkrock“), freien Radikalen der Geduldsfaden zerrissen und durch diese Provokation das Krebsgeschwür eines kranken Landes beschworen (“Freie Radikale“). Zu eingängigen Melodien rocken sich DIE DORKS ihren Ärger über die Welt von der Seele und rechnen unter anderem mit der “Hipster-Community“ ab, die einst die Turnbeutel vergaß und jetzt “im Namen der Anarchie“ die Jutetaschen schwingt (“Im Herzen Asozial“).

Dass die sechs Bayern trotz der punkig-derben Texte, ein hohes und ansprechendes literarisches Niveau halten, trägt sicherlich genauso viel zum Gefallen des “Urlaubs in die BRD“ bei, wie ihr Können an Mikrofon und Instrumenten. Der zu erwartende rockige Punksound (oder ist es doch eher ein punkiger Rocksound 😉 ) wird durch einige Ska-, Rock’N’Roll- und vor allem auch klar hörbare Metaleinflüsse ergänzt. Letztgenannte erreichen ihren Höhepunkt zweifelsohne beim “System der Schande“. Nach langsamen und stetigen Beginn explodieren DIE DORKS knapp anderthalb Minuten später förmlich. Die enorme Wut über die aktuellen Zustände, den Umgang mit Krieg, Flucht und den davon betroffenen Menschen entlädt sich nicht nur in Formulierungen wie: “Ich bin ein Mensch und kein krankes sadistisches Schwein“ oder “Europas Festung wird einmal euer eigener Kerker sein“. Dass sich hier so einiges an Emotionen angestaut hat, wird außerdem durch die fast schon thrashig treibenden Lead-Gitarren unterstrichen, die mit dem zwischenzeitlich einsetzendem wuchtig-schweren Bass-Riffing, tatsächlich für einige Momente stark an IRON MAIDEN erinnern.

Den DORKS ist mit “Urlaub in der BRD“ ein Album gelungen, dass nicht nur jeden echten Punkrocker vor Freude das Sterni ploppen und die Pflastersteine in die Luft schmeißen lassen sollte. Auch Metaler können hier getrost mal ins Punkregal greifen und dürften vor allem an den Riffs und Hooks ihre Freude haben.

24.10.2016
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