Klaus der Geschichtenerzähler, Bastian der Tastenzauberer, Chris der Stockkämpfer und Peter der Bassaxt-Schwinger sind DIE BEOBACHTER aus der Pfalz. Nein, die vier Beobachter verfügen nicht über Dudelsack, Laute und Konsorten, sondern verlassen sich ganz auf die klassische Rockband-Besetzung. Schlagzeug, Gitarre, Bass und – allerspätestens seit DEEP PURPLE salonfähig – die Hammond-Orgel. Dafür sind sie textlich allerdings weitaus tiefer zwischen Burgen, Drachen und Prinzessinnen angesiedelt, als die heutigen IN EXTREMO das von sich behaupten können. Unterm Strich handelt es sich bei dem Songmaterial also um klassischen Rock’n’Roll mit einer guten Schlagseite in Richtung Hard Rock, versehen mit deutschen Texten aus einer längst vergangenen Zeit.
Alle Bandmitglieder sind schon lange im Musikgeschäft und haben ihre Fertigkeiten bereits bei der einen oder anderen Kapelle unter Beweis stellen können. Sänger Klaus war immerhin 15 Jahre lang Texter und Sänger bei seiner ehemaligen Band „Götterschock“, bevor er sich den BEOBACHTERN widmete.
Damit wären wir auch schon beim ersten großen Fremdschämfaktor der Platte angelangt: Den Texten. Das Album beginnt mit einem Monolog darüber, dass die Zeit der Drachen nun angebrochen sei, vorgetragen von einer ganz billig tiefer gepitchten Stimme, die mich ein bisschen an den Gehörnten aus der 1Live-Comedy „Satan die Serie“ erinnert. Das Ganze geht dann über in den Titeltrack des Albums, der eine, zugegebenermaßen wirklich eingängige Melodie mit den Worten „Kämpfe mit Schild und mit Schwert. Kämpfe mit einem Drachenherz!„, aufzufüllen weiß. Ganz übel wird es aber bei „Die kleine Lady“: „Hey, kleine Lady. Hey, schönes Baby. Hey, kleine Lady, komm doch mit zu mir!“ Die Geschichte von der kleinen Lady nimmt natürlich, um immer schön im Mittelalterkontext zu bleiben, auch in der Ritterschenke ihren Anfang.
Sicher, so mancher HAMMERFALL-Gassenhauer ist textlich keinen Deut besser, allerdings werden die Geschichten aus Mittelalter und Mordor in diesem Genre gemeinhin mit einer angemessenen Epik vorgetragen. Ähnlich sieht es bei den nationalen Größen IN EXTREMO und SUBWAY TO SALLY aus. Wenn „Das Letzte Einhorn“ den „Spielmannsfluch“ besingt, dann geschieht das zumindest im einigermaßen authentischen Vokabular dieser Zeit und unterlegt mit entsprechenden Instrumenten. Bei Klaus Lehr klingt leider jedes „Ich“ wie ein „Isch“ und man würde den Mann vielleicht Ernst nehmen, wenn er einfach in einer ganz normalen Deutschrock-Band über Bier, Kumpels, Zusammenhalt und leichte Mädchen singen würde. Da er das aber nicht tut, fällt es mir wirklich schwer.
Das Instrumentale klingt bei DIE BEOBACHTER in den stärksten Momenten ein bisschen nach MOTÖRHEAD („Die Kleine Lady“), manchmal mit einer Prise beschleunigter AC/DC („Krieger der Mitternachtssonne“). Kurzum, ein Gemisch aus den klassischsten Spielarten des Rock und Heavy Metal. Immer dabei ist die bereits erwähnte Hammond-Orgel, die die Truppe etwas aus der Deutschrock-Ecke herausholt. Hier merkt man den klassischeren musikalischen Ansatz, der eher wenige Punk-Einflüsse aufweist. In „Nordmänner“ und „Wein von Walhalla“ können ein paar nette Seefahrer-Akzente gesetzt werden, diese Songs stechen auch mit am positivsten hervor.
Ansonsten lässt sich davon aber leider nicht viel finden. Die Texte sind zum Weglaufen, der Gesang ist schwach (auch wenn Klaus Lehr wie in „Drachenfolter“ versucht, etwas variabel zu singen, erinnert das Ergebnis an eine Mischung aus einem verrückten Till Lindemann und Marcel Reich-Ranicki – R.I.P.) und das Cover sieht aus, wie von einem Fünfjährigen gemalt. „Drachenherz“ hätte die Welt wahrlich nicht gebraucht.
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