Das multinationale Quartett OBAKE kehrt zwei Jahre nach „Mutations“ mit „Draugr“ zurück. Hierauf spielt die Band im wesentlichen experimentellen Doom Metal, der vor allem mit Elementen des Ambient, Post-Rock, aber auch mit neuzeitlichem Rock und Metal arbeitet. Vor allem hat man gewisse Alternative-Rock-Throwbacks etwa in „Serving the Alibi“, aber auch unangenehmere Momente des Nu Metal ereignen sich.
Und mit letzteren steigt „Cold Facts“, der Opener, ein. Mehr noch: Das eröffnende Riff klingt so, als wäre es der B-Seite irgendeiner mittelerfolgreichen Nu-Metal-Kapelle aus den frühen 2000ern entlehnt. Und es erstreckt sich über geschlagene anderthalb Minuten, über die Sänger Lorenzo Espoito Fornasari eine (noch) recht beliebige Gesangsdarbietung liefert. Kein gutes Zeichen, wenn ein Album so anfängt.
Zum Glück fangen sich OBAKE im weitern Verlauf der Platte allerdings. Zumindest muss man sich als Hörer mit keinerlei Peinlichkeiten dieser Art mehr arrangieren, auch wenn die Songs der ersten Albumhälfte allesamt etwas langweilig sind. Das kann am Sound liegen. Die Gitarren klingen schön tief und böse, der Rest der Instrumente will aber nicht so recht mithalten. Gerade das Schlagzeug hat einen ziemlich undankbaren Blechdosen-Sound verpasst bekommen.
Doch so seltsam es klingt, diese Produktion ergibt durchaus Sinn, und zwar immer dann, wenn OBAKE in armosphärischere Ambient- oder Post-Rock-Gefilde vordringen. In den drückenderen Momenten wie „Hellfaced“ allerdings kommt nur klangliches Geklecker bei rum.
In der zweiten Hälfte des Albums hauen OBAKE dann allerdings die Hits heraus. Besonders „Immutable“ und der Titeltrack überzeugen auf ganzer Linie und zeigen die großen Stärken der Band auf. „Immutable“ zeigt die Band von ihrer heftigen Seite. Die Gitarren sind heavy, die Rhythmik schwer, die Freude im Nacken groß. Und dann diese eindringliche Atmosphärik im zweiten Teil des Songs, auch im Titeltrack, die richtig in die Msgengrube geht, zeugt von den Fähigkeiten der Band. Vor allem klingt Fornasari hier deutlich investierter und weniger beliebig als noch am Anfang. Das ist sogar noch eine Untertreibung, der Mann läuft in „Immutable“ zur Höchstform auf. Schade, dass vor allem die Tracks der ersten Albumhälfte kaum ein Stück dieses Kuchens abbekommen haben.
Damit ist „Draugr“ ein durchwachsenes Album, das sich dank seiner starken, zweiten Hälfte jedoch ins obere Mittelfeld rettet. Zeitlupenfanatiker können auf jeden Fall ein Ohr riskieren.
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