Die Apokalyptischen Reiter - Wilde Kinder

Review

DIE APOKALYPTISCHEN REITER waren fleißig. Vergangenes Jahr haben manche Hörer:innen „The Divine Horsemen“ als reguläres Studioalbum missverstanden. Das sorgte für gemischte Gefühle. Die darunter stehenden sechs Punkte sind rückblickend ein guter Ausdruck dafür, dass die Idee an sich genial, aber die Umsetzung definitiv nicht für jeden ist. Für die Fans, die die Band insbesondere seit „Samurai“ lieben und alle anderen erscheint nun „Wilde Kinder“, der echte Nachfolger von „Der rote Reiter“.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind wieder kontrolliert wild

Der Opener „Von Freiheit will ich singen“ bietet alles, was dem REITER-Fan gefällt. Fette Hooks, ansprechende Instrumentierung und ein ungewöhnlich symphonischer Touch gegen Ende, der aber gefällt. „Volle Kraft“ war die erste Singleauskopplung und hat damals mit seiner Mischung aus Druck und Epik Lust auf mehr (oder auch Meer) gemacht. Die doppelte Portion Glückseligkeit folgt mit „Alles ist gut“, zumindest im Refrain. Die Strophen zeichnen ein anderes Bild.

Der Titeltrack zieht thematisch gewisse Parallelen zu OOMPH!s „Augen auf!“. „Leinen los“ ist eine getragene Halbballade mit Seemannsthematik und geht gut als Nachfolger von Stücken wie „Nach der Ebbe“ durch. Ein echtes Highlight der Platte ist „Euer Gott ist der Tod“, das zwischenzeitlich in Härtegefilde von Liedern wie „Der Teufel“ vorstößt. Fuchs‘ Gesangsleistung bietet hier von sanftem Gesang über fieses Flüstern bis zu Growls das komplette Spektrum. Als Gast ist zudem noch Sabine Scherer, ehemals Sängerin bei DEADLOCK zu hören.

Auch das letzte Albumdrittel stellt Fans zufrieden und zeigt, dass die REITER eben nicht in jedem Song gleich klingen müssen. Das leicht tänzelnden „Blau“ ist wohl die sympathischste Ode an den Vollsuff, die mit einem Augenzwinkern betrachtet werden sollte. Und auch „Der Eisenhans“ (wohl benannt nach dem Grimmschen Märchen?) und „Ich bin ein Mensch“ bieten starke Kost für die Fans, gerade letzteres regt mit seinem Text nochmal ordentlich zum Nachdenken an.

„Wilde Kinder“ – Der nächste Fanliebling

Wer sich mit „The Divine Horsemen“ schwer tat, muss sich nicht schämen. Wer sich mit „Wilde Kinder“ schwer tut, kann mit der musikalischen Entwicklung der Band im Laufe der vergangenen 20 Jahre vermutlich nicht viel anfangen. Die Thüringer kredenzen uns hier ein schönes Album.

15.04.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

Exit mobile version