Dictator - Dysangelist

Review

Tonträger jeglicher Formate stellen meist Gesamtkunstwerke dar. Im Optimalfall ergeben Cover, Titel und Musik eine homogene Einheit. Ist das nicht der Fall, macht das natürlich auch nix. Schließlich braucht eine klasse Platte nicht notwendig eine tolle Verpackung. Problematisch wird es meiner Meinung nach, wenn ein vermeintlich politisch motivierter Bandname und ein hiervon losgelöstes, durchschnittliches Titelbild überhaupt nicht mit der sich dahinter verbergenden Musik harmonieren. Genau so sieht’s mit dem Debütalbum von DICTATOR, „Dyangelist“, aus.

DICTATOR sind nämlich keine linksorientierte Grind- oder Punkband. Die Zyprioten bezeichnen ihre Musik als Funeral Doom, also die langsame Variante einer ohnehin temporeduzierten Musikschiene.
Doom, speziell Funeral Doom, lebt von seiner Atmosphäre. Nerven zerfetzende Langsamkeit, lähmende Anspannung, vor schierer Energie zerbersten wollende Urgewalt, oft kombiniert mit völligem kompositorischem, instrumentalem und produktionstechnischem Minimalismus.

Von alledem haben DICTATOR nichts. Die vier Titel ihres Konzeptalbums über religiöse Todesverehrung dauern im Durchschnitt knappe 20 Minuten und dümpeln, musikalisch stark überfrachtet, im trüben Wasser zwischen Midtempodoom und Drone. Die für Doomsongs prinzipiell korrekten Spielzeiten nerven jedoch, weil alle vier Songs gleich (langweilig) klingen. Es gibt viel belangloses Klimpern, keinerlei Abwechslung und wenig erkennbare Songstrukturen.

Das Artwork des Albums, das an NAPALM DEATH und frühe SEPULTURA erinnert, ist der am besten gelungene Teil von „Dysangelist“.
Liebe Leute, es macht mir wirklich keine Freude, eine Doomband aus Zypern so abzuservieren. Aber das, was DICTATOR hier abliefern, kann ich beim besten Willen niemandem empfehlen. Drei Punkte für die schöne Mittelmeerinsel, das coole Cover und das neue Jahr. Möge die nächste Platte besser werden!

30.12.2008
Exit mobile version