„Wenn du dich mit der Mucke wecken lässt bist du wach.“ So der Kommentar eines Übernachtungsgastes in meiner Höhle. Und damit hat er absolut recht. Zwar hat man noch 24 Sekunden Zeit, langsam den letzten Traum zu vergessen und sanft in die Realität hinüber zu gleiten, doch da diese Zeit so oder so nicht ausreicht, kommt völlig unvorbereitet der musikalische Hammer von DIABOLICAL und weckt die Lebensgeister.
Oder bringt sie um. Ganz sicher bin ich mir da nicht. Sicher ist jedoch, dass das Geschrammel der Schweden für einen früh morgentlichen Durchlauf schlicht zu ausufernd und zu krass ist. Gitarren kreischen, eine Violine schneidet durchs Gehör, ein nervös anmutendes Schlagzeug knattert im Hintergrund und dann noch die Stimme von Magnus Ödlung, der auch bei SETHERIAL krächzt. Guten Morgen.
Verlegt man das Hörerlebnis auf einen späteren Zeitpunkt, so ist das Inferno immer noch das gleiche, doch die Aufnahmebereitschaft ist eine andere. DIABOLICAL waren schon immer eine extreme Band. Früher gegründet als MISANTROPHIC ORCHESTRA , dann umfirmiert und letztlich nach Jahren der Abstinenz mit „The Gallery Of Bleeding Arts“ ein Album veröffentlicht, um sich wieder zurück in die Gedanken der Fans und derer, die dies noch werden könnten zu bringen. Eine halbe Dekade wurde benötigt, um einen Nachfolger für „A Thousand Deaths“ einzuhämmern, da ist die Latte jetzt natürlicherweise hoch gelegt. Zumal sich bekanntermaßen in Schweden nicht nur eine Band tummelt, die sich diesem Stil verschrieben hat.
Gibt man ihnen etwas Zeit und auch mehrere Umdrehungen im CD-Spieler, so bekommt man die Scheibe zu fassen. Der ganze Umfang und alle Elemente, die darauf vereint und miteinander verwurstet wurden, lässt sie im ersten Augenblick etwas überladen scheinen, selbstverständlich in einer brutalen Art und Weise. Doch dann folgt der zweite, der dritte, der vierte Durchgang und man bemerkt: Hoppla, die geht ganz schön ab!
Auf der einen Seite haben wir den infernalischen Terror, beispielsweise in Form von „Pavor Nocturnus“, auf der anderen Seite „Vertigo“, welches düster–atmosphärisch rüberkommt, sich im Mid- bis Slow-Tempo-Bereich aufhält und zeitweise zur allgemeinen Überraschung richtig rockt. „The One Who Bleeds“ überzeugt durch progressives Gefrickel auf hohem Niveau, unterbrochen von einer kleine Headbang-Einlage und durchzogen von einer thrashigen Marmorierung. Der letzte Track auf „The Gallery Of Bleeding Arts“ durchschreitet die zehn Minuten Grenze und ist mir schlicht zu lang. Besonders gegen Ende flacht er ziemlich ab.
DIABOLICAL sind irgendwo im Bereich zwischen Death- und Black-Metal anzusiedeln. Unterlegen sich selbst mit einem thrashigen Teppich und versuchen wirklich alles aus ihren Instrumenten heraus zu holen. Was für einen Hörer im ersten Anlauf wiederum ziemlich nervig und unter Umständen auch abstoßend sein kann. Aus diesem Grund ist das Album mit Vorsicht genießen. Fakt ist aber auch dass DIABOLICAL mit äußerster Präzision zu Werke gehen, tief in ihren Erfahrungs-Pool eintauchen und aus dem Vollen schöpfen. Trotz der Extreme, in welcher sie sich bewegen, haben sie definitiv den Groove-Punkt gewonnen. Anhören lohnt sich, nicht gleich erschrecken und weglaufen. Es könnte spannend werden.
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