Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Anders „Blakkheim“ Nyström war schon immer ein vielseitiger Gitarrist: Davon zeugt nicht nur sein Engagement bei KATATONIA, mit denen er zunächst langsamen Death-Doom auslotete, später in Dark-Metal-Gefilde vorstieß, sondern auch seine Beteiligung bei den Old-School-Death-Metallern BLOODBATH. Ab Mitte der Neunziger hatte er allerdings noch ein weiteres Betätigungfeld mit DIABOLICAL MASQUERADE, mit dem der schwedische Gitarrist sich mit Black-Metal-Ästhetik auseinandersetzte und insgesamt vier Alben veröffentlichte, von denen „Ravendusk In My Heart“ im Dezember 1996 den Reigen eröffnete.
„Ravendusk In My Heart“ zeigt sich vom Black Metal beeinflusst
Dabei zeigte sich „Ravendusk In My Heart“ zwar deutlich vom Black Metal beeinflusst, ist aber stilistisch offener als schwarzmetallische Referenzwerke dieser Zeit. Das Album geht am ehesten als Gothic Black Metal durch, nicht zuletzt durch die lyrische Komponente, und zieht ansonsten Inspiration aus dem aufkommenden Symphonic Black Metal, den ja DIMMU BORGIR erst im darauffolgenden Jahr zu ihrem großen Streich „Enthrone Darkness Triumphant“ verdichteten. Ansonsten krächzt Herr Nyström ganz vorzüglich, und neben einigen Schrammelriffs zeugen immer wieder Blastbeats von schwarzmetallischer Raserei.
Trotzdem kann Blackheim, wie er sich damals noch nannte, nicht aus seiner Haut: Es schimmern auf „Ravendusk In My Heart“ stets Einflüsse aus seinen anderen Bands durch. Das sind atmosphärische, gezupfte Gitarren wie bei KATATONIA; die hier direkt im Intro auftauchen und den Opener „The Castle Of Blackheim“ unterteilen. Ein weiteres Merkmal bei DIABOLICAL MASQUERADE wie bei genannter anderer Bands sind flächige Keyboards, deren Chorussound zumeist die schrammeligen Gitarren unterfüttern. Das ergibt im Zusammenspiel eine klangliche Weite, gleichzeitig aber auch eine Unergründlichkeit. Eher handfest sind da die Achtziger-Metal-Einflüsse in „Under The Banner Of The Sentinel“, hohe Metalscreams inklusive. Das kennt man ja noch von BEWITCHED, wo er für kürzere Zeit in gleicher Rolle tätig war.
„Blackheim’s Hunt For Nocturnal Grace“ – ist klar, oder?
Dem Album kann man also getrost Vielseitigkeit attestieren. Es ist allerdings mehr als das: Denn es enthält durch die Bank großartige Songs. Außerdem ist „Ravendusk In My Heart“ nicht zu knapp over the top, nämlich dann, wenn man die lyrische Komponente des Albums betrachtet: Der Gitarrist schlüpft unter seinem Pseudonym selbst in die Texte, um abenteuerliche Dinge zu erleben: „Blackheim’s Quest To Bring Back The Stolen Autumn“, „Blackheim’s Forest Kept The Season Forever“, „Blackheim’s Hunt For Nocturnal Grace“.
Ebenso wie die Songs auf der Höhe waren und immer noch sind, ist der Sound absolut angemessen: Produziert wurde „Ravendusk In My Heart“ von Dan Swanö, der praktischerweise auch den Drumcomputer programmiert hat – übrigens der einzige Punkt, in dem das Album nicht ganz so gut gealtert ist, denn die synthetischen Becken klingen tatsächlich etwas dünn. Das bekommen heutige virtuelle Drumssets besser hin. Demgegenüber ist das Albumcover jedoch ikonisch: Ein nur schemenhaft hinter einem Kerzenleuchter vernehmbares geschminktes Gesicht, während vielleicht ein Lufthauch die Kerzen flackern lässt. Nicht zuletzt die metal.de-Redaktion hat dieses Motiv zu ganzen Fotoserien auf Redaktionstreffen inspiriert.
2004 war die DIABOLICAL MASQUERADE schon wieder passé
In der Folge veröffentlichte Anders Nyström noch drei weitere (vorzügliche) Alben mit DIABOLICAL MASQUERADE, bevor er dieses Kapitel 2004 wieder schloss – da war er mit KATATONIA und BLOODBATH allerdings auch schon mehr als ausgelastet.
Das Album habe ich damals extrem gesuchtet!! Gefällt auch heute noch, auch wenn der Drumcomputer tatsächlich etwas billig klingt.
Hachja, ich kann mich hier nur 1 zu 1 den Worten meines Vorredners anschließen. Das war so mein Jam damals, neben „Storm of the Light’s Bane“ und „Vittra“… zu dem Zeitpunkt eigentlich noch zu „hart“ für mich, aber super reizvoll, weil atmosphärisch. 😀
Tolles Album, mit Schwächen, aber reichlich Nostalgie-Bonus meinerseits. 🙂