Na ein Glück! Gäbe es DIABOLIC NIGHT nicht, hätte man schon auf den Gedanken kommen können, Blackened Thrash bestehe in der Regel aus mittelmäßig zusammengeklauten Riffs der SLAYER-und-SODOM-Mottenkiste und bietet textlich meist nur fragwürdige Sodomie-Fantasien im Zusammenhang mit Ziegenböcken. Dieses recht starre Genre wurde schon vor vier Jahren mit dem Debüt-Album “Beyond The Realm” von der rheinländisch-sächsischen Kollaboration angenehm aufgelockert, das ungewöhnlich klassische Heavy-Metal-Einflüsse in den schwarzen Thrash brachte und mit seiner fantastischen Gitarrenarbeit nicht selten an RUNNING WILD erinnerte. Nun endlich steht mit “Beneath The Crimson Prophecy” der lang ersehnte Nachfolger in den Startlöchern und erneut lassen sich Heavy Steeler (Gesang, Gitarre, Bass) und Christhunter (Drums, JT RIPPER, WAYWARD, NUCTEMERON uvm.) nicht lumpen und präsentieren ein sorgfältig ausgearbeitetes Riffgewitter mit latentem Suchtpotential.
DIABOLIC NIGHT manifestieren ihren Stil
Nach dem in charmanter Weise an alte Videospiele erinnernden Intro “Revelation” wird mit dem rasanten Opener “Tales Of Past And Mystery” klar, dass das nur DIABOLIC NIGHT sein können. Da hier nur zwei Musiker am Werk sind, die beide eine recht eigenwillige Art und Weise haben, ihre Instrumente zu bedienen, ist der Stil der Band in einem Genre, in dem eigentlich fast alles schon mal gesagt wurde, so unverwechselbar.
Dabei fällt auf, dass DIABOLIC NIGHT die Verehrung von sowohl Neunziger-Black-Metal als auch RUNNING WILD auf “Beneath The Crimson Prophecy” weiter auf die Spitze treiben. “The Sacred Scriptures” bietet folgerichtig z. B. ein klassisches Rock-‘n’-Rolf-Riff im Black-Metal-Tremolo-Stil gespielt. “Pandemonium” schwingt zu Beginn einen astrein schleppenden Fenriz-Groove, welcher laut Band von den Norwegern DJEVEL inspiriert wurde, um in der zweiten Hälfte des Songs wieder in einer fantastischen “Pile Of Skulls”-Gedächtnismelodie aufzugehen.
“Beneath The Crimson Prophecy” – Rasant, feurig und episch
Eine ähnliche Mixtur zeigt ebenfalls “Starlit Skies”, während “Vicious Assault” eher die traditionellen Thrash- und Speed-Einflüsse der Band fokussiert. Mit dem aus “Voyage To Fortune” und dem über achtminütigen “Arktares Has Fallen” bestehenden Abschlussdoppel ziehen DIABOLIC NIGHT allerdings noch mal so viele Register, das man nicht anders kann, als beeindruckt zu sein. Mit diesen Songs endet das Album in einer erzählerischen Epik, die nicht vorherzusehen war. Durch viele kleine Details, wie die immer wieder faszinierenden Melodien, die öfter an Bluthund-Versionen weiterer klassischer Kapellen wie AGENT STEEL oder sogar HELLOWEEN zu Debüt-Zeiten erinnern oder die MASTER’S-HAMMER-Gedächtnis-Pauken sorgen DIABOLIC NIGHT für Kurzweiligkeit, Abwechslung, aber auch viel Sympathie.
Teuflisch gut!
Müsste man überhaupt etwas an “Beneath The Crimson Prophecy” kritisieren, dann vielleicht, dass die Snare-Drum vor allem in Blastbeat-Passagen manchmal etwas zu weich klingt und leicht untergeht. Okay, vielleicht auch, dass dieses Mal keine geniale Brahms-Adaption wie noch auf “Beyond The Realm” eingearbeitet wurde – aber DIABOLIC NIGHT sollen sich ja auch nicht wiederholen. Insgesamt jedenfalls hätte “Beneath The Crimson Prophecy” in den Achtzigern problemlos auf Steamhammer oder Noise erscheinen können und würde heute neben KREATOR oder IRON ANGEL zu den großen Klassikern gezählt werden – so aber ist es schlicht eines der stärksten teutonischen Metal-Alben des Jahres.
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