Der Teufel lädt zum Tanz, und es spielen auf: Das DIABLO SWING ORCHESTRA! Wer schon immer mal wissen wollte, was die Bösen tun, wenn sie das Bösesein mal leidig sind (wird doch auf Dauer bestimmt langweilig), der dürfte sich stark für des Metzgers Ballmusik interessieren, et voilà.
Zu Anfang ist wohl jeder versucht, die Truppe aus Schweden für Kabarett zu halten oder sie doch zumindest für nicht ganz voll zu nehmen – ist ja auch nicht abwegig bei so genialen Titeln wie „Poetic Pitbull Revelations“, „Balrog Boogie“ und „Wedding March for a Bullet“. Keineswegs zum Lachen ist aber die musikalische Seite von „The Butcher’s Ballroom“, die wohl für das eine oder andere ungläubige Augenblinzeln sorgen dürfte, werden hier doch die unterschiedlichsten Einflüsse verarbeitet: Da geben sich mexikanische Musik, Jazz, Rock, Elektronik, Klassik, Metal, fernöstliche Melodien und die italienische Oper direkt die Klinke in die Hand.
Natürlich werden dabei nicht alle Stile durchgehend verwandt, aber in den einzelnen Stücken sind dann schonmal äußerst ungewöhnliche Kombinationen vorhanden. Daher handelt es sich auch eher um eine lockere Liedersammlung, die das Herausgreifen einzelner Teile leicht macht. Dabei werden stets die essentiellen Merkmale der jeweiligen Stile herausgegriffen und stimmig mit den anderen verschmolzen, sodass der „Pink Noise Waltz“ schließlich auch stilecht im Drei-Viertel-Takt vorgetragen wird. Zusammengehalten wird das Album allerdings von den durchgehend präsenten Metal- und Rockelementen, die natürlich schon allein von der „klassischen“ Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Synthesizer und Gesang herrühren. Dabei lässt das DIABLO SWING ORCHESTRA auch andere Reminiszenzen als nur die an exotische Stilrichtungen wach werden; man streift etwa MUSE, ELOY und, eigentlich nur aufgrund des Gesangs, auch NIGHTWISH. Überhaupt haben wir es hier mit äußerst virtuosem Gesang zu tun, der meist alleine, teilweise auch im Duett vorgetragen wird. Ausgebildete Sängerinnen sind ja spätestens seit den erwähnten NIGHTWISH keine absolute Seltenheit mehr, aber dass männliche Sänger ebenso virtuos sind, dürfte ungewohnt sein. Die Theatralik lässt jedenfalls keine Wünsche offen.
Die Stücke selbst sind gut arrangiert und durch die riesige Bandbreite an Einflüssen und gelegentliche Ausflüge in irgendwelche elektronische Klangfarbenexperimente wie in „Infralove“ wird es sowieso nie langweilig. Eine durchgehende Atmosphäre wird sich zwar nie einstellen, aber das muss ja nichts Schlimmes heißen. „Avantgarde Metal“ heißt es in der Presseinfo. Manch einer könnte mit Häme „Pop-Avantgarde Metal“ sagen, denn es mundet vielleicht nicht jedem, dass Avantgarde so leicht verdaulich und für jedermann greifbar sein soll, verbindet man den Begriff doch eher mit kopflastiger, beinahe elitärer Musik. Eingängig, unkompliziert – keineswegs flach! -, das ist das DIABLO SWING ORCHESTRA trotz der extravaganten Stilmischung – wie es sich für Tanzmusik eben gehört.
Puristen würden „The Butcher’s Ballroom“ wohl nicht mal ihrem schlimmsten Feind wünschen, alle anderen sollten sich schnellstens anhören, was man mit Metal so alles veranstalten kann.
Die Platte ist ganz großes Damentennis! Die Rezi triffts fast ganz genau, allerdings finde ich, dass gerade durch die desöfteren eingebauten Interludes zu 2 oder 3 Songs as ganze durchaus noch etwas mehr abrunden als hier dargestellt. Im übrigen find ich die Titelfolge mehr als clever – die am leichtesten zugänglichen Stücke vorne, und nach hinten raus wirds vertrackter bzw. die Besonderheiten noch eher im Detail verstecktund nicht immer ganz so offensichtlich wie z.B. beim Opener – prima Sache also, m sich langsam in den im positivsten Sinne bescheuerten Mikrokosmos von DSO einzufinden und sich sozusagen langsam darin \"voranzutasten\". Ich hatte im übrigen letzten Mittwoch das Vergnügen, mir das ganze live anzuschauen – schön, dass man dort zuweilen noch um einiges dreckiger zu Werke geht 🙂
Wer auch nur ansatzweiße offen für andere Musikrichtungen außer Metal ist, sollte sich diese Scheibe mal anhören…selten hab ich sowas spezielles, aber auch wunderschönes gehört. Das Album macht, wenn man den ersten Schreck überwunden hat, einfach nur richtig Spaß.
Der einzige Grund, weshalb ich 9 Punkte gebe, ist, dass mir die Sängerin teilweise doch etwas zu präsent und „laut“ ist…aber trotzdem freue ich mich auf ein neues Album, dieser ganz besonderen Musikformation.
Eine der coolsten Scheiben aus der Kaputtnik-Ecke.