Sein letztes Album „Tascam Tapes“ hatte das Trio DEWOLFF ja in Hotelzimmern, Backstageräumen oder am Straßenrand, also wortwörtlich on the road, sowie mit einfachsten Hilfsmitteln aufgenommen, nämlich einem Tascam-Vierspurrecorder, eine Vorgehensweise, die sich durch den Corona-Lockdown für weitere Aufnahmen erst einmal nicht anbot. Die Holländer mussten ihre laufende Tournee abbrechen, hatten dadurch aber eine Menge Zeit und jene genutzt, um das neunte Studioalbum „Wolffpack“ einzuspielen. Dafür ging es dann wieder ganz schnöde in ein gewöhnliches Studio, ein Umstand, der Kollege Thorbrügge durchaus gefallen dürfte, fand er doch den letzten Ansatz gerade hinsichtlich des Songwritings etwas zu unkonventionell, sprich: unausgereift.
DEWOLFF gehen wieder ins Studio
„Wolffpack“ jedenfalls klingt songschreiberisch durchdacht und vom Ansatz her wie gewohnt unbekümmert: Die drei Musiker Pablo van de Poel (Gesang, Gitarre), Luka van de Poel (Schlagzeug, Gesang) und Robin Piso (Orgel, Gesang) beherrschen das Siebzigerrockeinmaleins und bewegen sich schlafwandlerisch sicher im Umkreis zwischen den ALLMAN BROTHERS und DEEP PURPLE. Beispielsweise.
Das reicht von psychedelischen Funknummern vom Schlage des Openers „Yes You Do“ über gefühlvolle Balladen wie „Do Me“ und Discofeger der Marke „Half Of Your Love“ bis hin zu Südstaatenrockern („Bona Fide“). Jedenfalls sitzen dabei die Refrains, die Soli, die Hooks, die Schlaghosen. Mitklatschpassagen deuten auf Livetauglichkeit, und dass die drei Musiker den Gesang häufig doppeln, macht ihn noch einschmeichelnder.
Textliche Inspiration zogen DEWOLFF diesmal unter anderem aus dem Lockdown selbst, der in der Zukunftsvision „Roll Up The Rise“ mündete, oder dem Alten Testament, wie Pablo van de Poel anmerkt, dessen Motive und Symbolik er mit der rohen Sprache eines Charles Bukowski zu einer dunklen Liebesgeschichte vermengen versuchte. Das abschließende „Hope Train“ wiederum basiert auf dem Roman von Colson Whitehead über zwei Sklaven in den USA im 19. Jahrhundert. Aufnahmetechnisch ist der Song übrigens die einzige Verbindung zu den oben erwähnten „Tascam Tapes“: Für das Intro verwendeten die Jungs einen Fisher-Price Toy-Kassettenrekorder aus den 70er Jahren „Wir wollten sehen, ob wir uns irgendwie an den Sound dieser sehr frühen Country-Blues-Aufnahmen, wie die von Blind Willie Johnson oder Charley Patton, annähern können.“ Versuch gelungen.
„Wolffpack“ ist locker flockig und kurzweilig
Gelungen ist auch „Wolffpack“ als solches, ein locker flockiges, kurzweiliges Album, dem man nicht notwendigerweise nachsagen müsste, ein Hitfeuerwerk zu zünden. Aber darum geht es DEWOLFF ja auch nicht. Bleibt zu hoffen, dass es bald wieder möglich sein wird, das Trio auf der Bühne wiederzusehen – dann gerne auch mit ein paar Songs von „Wolffpack“.
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