Das niederländische Power-Trio DEWOLFF hat sich längst einen Ruf als Weltenbummler erarbeitet: Für die Aufnahmen ihres neuen Albums „Muscle Shoals“ reisten die Musiker nämlich nach Alabama, USA in den Ort mit gleichem Namen. Seit Ende der 1950er Jahre etablierte sich dort eine Reihe von Tonstudios, in denen viele bekannte Alben aufgenommen wurden. Nachdem die Drei also ihr letztes Album „Love, Death & In Between“ in einem mit mehr oder minder antikem Equipment bestückten Studio in der Bretagne eingespielt hatten, ging es dieses Mal geschichtsträchtig weiter.
DEWOLFF sind Weltenbummler
Gitarrist und Sänger Pablo van de Poel war jedenfalls von der Atmosphäre geflasht: „Man kann dort wirklich eine Art von Rock’n’Roll-Magie in der Luft spüren“, sagt er. „Sogar der Flügel, den Leon Russell benutzt hat, war noch da, genau wie das elektrische Wurlitzer-Piano, das bei ‚I Never Loved A Man‘ von Aretha Franklin verwendet wurde!“
Das Setting stimmte bei den Aufnahmen also, und klar: DEWOLFF wären nicht sie selbst, wenn auf „Muscle Shoals“ nicht coole Songs gelandet wären, die wirklich keinen Rockfan kalt lassen. Dafür sind DEWOLFF mit ihrem „Raw Psychedelic Southern Rock“ (so die Eigenbeschreibung) einfach zu gut und ihre Songs zu locker-flockig. Beispielsweise beim leichtfüßigen Opener „In Love“, bei dem die mal unverzerrten, mal fuzzigen Gitarren von fetten Orgeln abgerundet werden, während im Unterbau Bongos mitlaufen. Beispielsweise im stringent aufgebauten „Natural Woman“, wo alles auf den Refrain hinausläuft, der aber geschickt das Tempo und die Intensität minimiert.
Rock’n’Roll-Magie in der Luft
Songs können DEWOLFF also schreiben, aber manchmal ist es eben doch erschreckend, wie gut die drei Musiker ihre mittlerweile zehn Studioalben seit ihrer Gründung 2007 füllen konnten. Dabei hat jeder der dreizehn neuen Song einen Hook, eine Melodie, eine Idee, und da spielt es keine Rolle, ob es jetzt die dreiminütige Single ist oder das achtminütige „Snowbird“, bei dem sich ein längerer instrumentaler Teil entspannt.
Füllmaterial, schwächere Songs, die sie auf jeden Fall hätten skippen können, sind jedenfalls nicht mit dabei. Natürlich wird es mal persönliche Präferenzen geben, aber wenn dir das soulige „Let’s Stay Together“ weniger gefallen sollte, dann wird dich eben das von einem mysteriösen Chor eingeleitete „Ophelia“ wieder mitreißen. An der Qualität liegt das nicht, wohl aber an der gezeigten Vielseitigkeit. Und da ist es egal, ob der gespielte Stil jetzt Psychedelic Rock, Rock’n’Roll, Blues, Soul, Boogie oder Woogie heißt.
„Muscle Shoals“ im Gepäck
Die formidablen instrumentalen Fähigkeiten der Herren Pablo van de Poel (Gitarre/Gesang), Luka van de Poel (Schlagzeug/Gesang) und Robin Piso (Hammond/Wurlitzer) hatten wir zwar schon erwähnt, aber doppelt hält besser: Immerhin haben sich die Herrschaften live ebenfalls einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Mit einem Album wie „Muscle Shoals“ im Gepäck sollten die angekündigten Livetermine jedenfalls wieder ein voller Erfolg werden.
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