Dew-Scented - Issue VI

Review

Wie wenn sie geahnt hätten, dass man ihnen ein weiteres Verharren auf der Überholspur als stilistische Stagnation angekreidet hätte, zeigen DEW-SCENTED auf „Issue VI“, dass weit mehr in ihnen steckt als der schiere Need for Speed. Gekonnt umschiffen sie die Messlatte, die sie sich mit dem Duo infernale „Inwards“ und „Impact“ selbst gelegt haben und schaffen es trotzdem, diesen Referenz-Doppelpack mit ihrem neuen Output zu überholen! Abwechslungsreicher als auf „Issue VI“ haben sich die Jungs noch nie präsentiert. Denn abgesehen von der erweiterten Tempovariabilität, bei der die Tachonadel diesmal nicht nur im Überschallbereich herumzittert, präsentiert sich das neue Geschoss auch melodischer und dadurch eingängiger als seine beiden Vorgänger. Seine unbändige Dynamik bezieht das Album zum einen aus dem geschickten Spiel mit den Tempi, bei denen man zwar weiterhin hauptsächlich zwischen „schnell“ und „sehr schnell“ unterscheiden muss, die aber ab und an auch einmal unter die Schallgrenze fallen, wo dann mächtige Groovewellen wogen. Dabei finden sich die Unterschiede jedoch nicht derart zwischen den Songs, dass sich eben ein reinrassiger Turbosong an eine pure Groovewalze reiht und umgekehrt, sondern sie finden auch in den Songs an sich statt, stets verflochten durch sagenhaft präzise und schlüssige Breaks, die einem die Wirbel aus den Angeln heben.
Ein weiteres steuern Riffing und Melodieeinsatz zur Frische der Scheibe bei. Häufig findet man Spielereien mit den einzelnen Themen vor, die im Offbeat gespielt das passende Gegenstück zur eigentlichen Grundrhythmik des Songs darstellen. Dieser Kniff wird besonders im genialen „Rituals Of Time“ ausgekostet, in dem die Gitarre abwechselnd aus dem linken und aus dem rechten Kanal kommt, und so das Spiel auf die Spitze treibt. Eigentlich ein einfaches Rezept, das aber für einen maximalen Effekt sorgt! Diese Ausgewogenheit der Mittel zieht sich durch das komplette Album. Blast-Stakkato-Groove-Wechselbäder, häufige Tempowechsel mit genial flüssigen Breaks, die sich perfekt eingliedern, und das Spiel mit den Rhythmen lassen dem Hörer keine Verschnaufpause! In Sachen Intensität ist „Issue VI“ die perfekte Fortsetzung seiner Vorgänger. Dazu kommt der bombastische Sound, den Andy Classen gezaubert hat. Besonders der Drumsound hat es mir angetan, denn bei „Ruins Of Hope“ kommt man sich einfach vor, wie wenn man neben einem startenden Hubschrauber steht. Killer-Fön!
Mit „Evil Dead“ hat wie erhofft das genial rotzige ZEKE-Cover den Weg in die Tracklist gefunden, das ein absolut geiles, brutales Thrash-Album abschließt, für dessen Nichtbesitz es keine Ausrede gibt!

04.07.2005
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