Devin Townsend Project - Deconstruction

Review

Galerie mit 21 Bildern: Devin Townsend Project auf dem Summer Breeze Open Air 2017

Devin Townsend, ein Überfluss-Planet im Omniversum. Ein riesiger Asteroid knallt auf seine Oberfläche, sprengt Millionen Teile heraus, die nach kurzer Flugdauer wieder in die Atmosphäre eindringen und die Luft zum Kochen bringen. Der Asteroid ist kein planet smasher sondern sorgt für accelerated evolution.

So ungefähr stelle ich mir die Ereigniskette vor, die zu „Deconstruction“, dem neuen Album von DEVIN TOWNSEND, geführt hat. Metaphorisch, natürlich. Chaotisch und komplex soll es sein, doch der Eindruck nach mehreren Durchgängen ist ein anderer. Ein besserer.

Mit „Praise The Lowered“ setzt die typische Townsend Soundlawine ein, verstärkt durch die äußerst markante Doooooom Stimme von Paul Kuhr (NOVEMBER’S DOOM). Devin Townsend hat sich für den dritten Teil seines ursprünglich als Quadrilogie angelegten Projekts soviele Gäste wie auf keinem anderen seiner Alben zuvor eingeladen. In „Stand“ vereinen sich dann deutlich „Ki“ und „Addicted“, hypnotisch marschierende Beats, akzentuierte Rhythmik; und im letzten Viertel zucken wüste, technische Riffs und urplötzliche Stimmungsschwankungen durch’s Bild, die dann auch wieder den Griff auf „Ziltoid“ vollführen, der ja auch schon auf „Addicted“ zu hören war. Mikael Åkerfeldt (OPETH) veredelt ein paar Passagen mit seiner vertrauten Stimme. Leider nicht so prominent, wie man sich das auch beim nächsten Beitrag wünschen würde: Mit „Juular“ tischt Devin uns nach all den Jahren endlich auch Black Metal auf, während Ihsahn (EMPEROR) für einen großartig, dramatisch arrangierten Refrain sorgt.

Mit „Planet Of The Apes“ folgt ein wechselhafter, aufregender Song mit Tommy Giles Rogers (BETWEEN THE BURIED AND ME), gekrönt durch ein opulentes, orchestrales Ende. Was für Ausmaße Devins Perfektionismus in dieser Richtung angenommen hat, kann man im Booklet des Albums bewundern. Selbst die beste Studioeinrichtung kann eben kein echtes Ensemble ersetzen.
Nahtlos fügt sich „Sumeria“, unterstützt von Joe Duplantier (GOJIRA) und Paul Masvidal (DEATH, CYNIC), an, schlägt mit majestätischem Riffing genau in die gleiche Kerbe wie der Vorgängersong, und nähert sich dabei dezent an die Klangwelt an, die wir ganz ähnlich schon auf „Alien“ hören durften.

Im riesigen Kirmeszelt wird dann die Welt gerettet, als sich Devin zum „The Mighty Masturbator“ erklärt. Eine wahre Orgie von einem Song, unterstützt von Greg Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) – dass in 16 Minuten noch viel mehr passieren kann, als in einem handelsüblichen Townsend-Song, muss an dieser Stelle wohl nicht mehr erklärt werden.
Danach wird es dann richtig heftig: „Pandemic“ präsentiert sich als Opera of death mit Floor Jansen (REVAMP), der Titelsong „Deconstruction“ mit Oderus Urungus (GWAR) und Soloeinlage von Fredrik Thordendal (MESHUGGAH) macht klar, dass man über alles singen kann, z.B. über einen Mann, der in die Hölle kommt, vom Teufel Cheeseburger serviert bekommt aber nicht essen will, da er ja Vegetarier ist! Die gewaltige Soundkulisse hält auch bei „Poltergeist“ an – warum nochmal wollte Devin eigentlich kein neues STRAPPING YOUNG LAD-Album mehr aufnehmen?

Was für ein Höllenritt, mit Maxi-Menü! Chaotisch? Komplex? „Deconstruction“ wirkt vielleicht auf jungfräulichere Ohren zunächst überladen, überbordend oder überfordernd – für Kenner des Townsendschen Klangimperiums jedoch ist das Album eine absolut logische Weiterentwicklung. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass ein Album von diesem Schlag einfach irgendwann kommen musste. „Deconstruction“ bedeutet kein Chaos als Konfusion, Zerstörung und Strukturlosigkeit; tatsächlich hat die Dekonstruktion vorher stattgefunden, und man wird Zeuge, wie sich die Teile wunderbar passend zusammenfügen. Oder kurz gefasst: „Devin Townsend: Deconstructed-Reconstructed“. Devin’s musikalische DNA, und ein Allround-Musiker in der wohl besten Form seit Jahren.

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14.07.2011

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1 Kommentar zu Devin Townsend Project - Deconstruction

  1. Hinz Kunz sagt:

    Irgendwie konnte das Devy schon mal besser. Die Luft ist ein wenig raus und er wiederholt sich ständig, verpackt die immer gleichen Ideen in sich wechselnden Gewändern. Unten drunter bleibts aber gleich. Der Mann hat kein Biss mehr, verliert sich in schwachen Umsetzungen eigentlich guter Ideen. Ich glaub, Devy sollte sich mal eine Pause von seinem Solokram gönnen und endlich mal wieder SYL zurückholen und wieder Feuer tanken. Nötig hat seine Musik das!. 6/10