Devin Townsend - PowerNerd

Review

Soundcheck Oktober 2024# 9 Galerie mit 28 Bildern: Devin Townsend - Lightwork European Tour 2023 in Stuttgart

Warum ist DEVIN TOWNSEND eigentlich nicht ein bekannterer Künstler? Nun, es scheint daran zu liegen, dass er mit jedem Album neue Fans gewinnt, die er direkt mit der nächsten Veröffentlichung vergrault. Wer sich bei „Lightwork“ wohlgefühlt hat, bekommt bei seinem 21. Studioalbum „PowerNerd“ direkt die rote Karte gezeigt. Der kanadische Tausendsassa scheint sich jeglicher Erwartungshaltung zu verweigern und lässt sich auch 2024 in keine Schublade packen. Wie unterscheidet sich „PowerNerd“ von „Lightwork“? Und wie schneidet es innerhalb der umfangreichen Diskografie von HevyDevy ab? Das und vieles mehr erfahrt ihr in dieser Review. Viel Spaß an alle PowerNerds da draußen!

Mit DEVIN TOWNSEND ins Getümmel

Nachdem „Empath“ reiner Fanservice und die Kulmination seiner bisherigen Karriere dargestellt hatte, wollten die meisten Musikkonsumenten einen möglichst ähnlich gelagerten Nachfolger. Doch „Lightwork“ stellte ein eher relaxtes und unaufdringliches Album dar. Aber was bietet „PowerNerd“ ? Nun, eine gänzlich andere Richtung. Der Titeltrack und Opener ist kein aberwitziger Progressive-Metal Song und auch kein experimentelles Werk, welches man besser mit Kopfhörern hört, sondern eine simple MOTÖRHEAD-mäßige Nummer, welche die typische Townsend-Wall-of-Sound aufweist.

Fans von „KI“ und „Terria“ horchen bei Song Nummer 2 „Falling Apart“ allerdings direkt auf. Auffällig ist hier bereits schon, dass die Musik viel stromlinienförmiger und „produzierter“ wirkt. Der Kanadier hat gelernt, die Schere anzusetzen und sich selbst zu zensieren – er meistert also die Aufgabe, die sonst nur ein externer Produzent erledigen könnte. Wir werden also Ohrenzeugen eines viel reiferen und erwachseneren DEVIN TOWNSEND, welcher rein gar nichts von seiner Kreativität eingebüßt hat. Wer nun denkt, dass „PowerNerd“ deswegen eine gänzlich humorbefreite Affäre darstellt, wird bei „Knuckledragger“ direkt eines Besseren belehrt. Auch wenn Ex-THE GATHERING Grazie ANNEKE VAN GIERSBERGEN hier nicht ihre engelsgleiche Stimme beisteuert, werden Erinnerungen an das „Addicted“-Album wach. Eine supercoole Gesangsperformance trifft auf einen Break mit afrikanischer Percussion.

…Ausgefallen.

PowerNerd: Zwischen Radio und Nerdiness

Wenn wir in einer gerechten Welt leben würden, würden Songs wie „Gratitude“ ständig im Radio laufen. Dieser Song klingt wie eine weniger überladene Version von „Spirits Will Collide“ vom „Empath“-Album und ist die pure Definition eines Hits. Wer an dieser Stelle noch den Zeiten von „Ocean Machine“ hinterhertrauert, kriegt bei „Ubelia“ seinen Schnuller. Metalheads dürften sich nun fragen, was bei diesem stilistischen Potpourri für sie dabei sein könnte. Doch auch 2024 ist Schwermetall nur ein weiteres Stilmittel für DEVIN TOWNSEND. Wer hier nicht genug Humor und Offenheit mitbringt, wird auch mit „PowerNerd“ nicht glücklich werden. Die alten STRAPPING YOUNG LAD Platten lassen sich jederzeit aus der Mottenkiste holen, falls einem der Sinn nach purem Geballer steht.

Das beste hebt sich HevyDevy allerdings zum Schluss auf. „Ruby Quaker“ besteht nur aus Elementen, die auf dem Papier keinen Sinn ergeben. Zunächst beginnt der Song mit einer Ode an den morgendlichen Kaffee. Nun, die meisten von uns sind ohne diesen sowieso nicht funktionsfähig, warum also nicht? Außerdem wird hier die thematische Brücke zu „Ziltoid The Omnicient“ geschlagen, was natürlich nur gut sein kann. Doch spätestens als aus dem witzig-folkigen Geschunkel ein 50er Rockabilly-Song wird, horchen selbst hartgesottene Hörer auf. Wohin führt uns Townsend hier? Nun, zu einem perversen Black Metal-Part welcher bald darauf in Cartoongeräusche und moderne Rock- und Musicalpassagen mündet, nach denen der Song abrupt abbricht. Es ist gleichzeitig das Townsend-typischste und progressivste, was man sich vorstellen kann. „Progressiv“ bedeutet im übrigen „fortschrittlich“ – und nicht, dass man herumdudelt und so klingt, als wären die 70er nicht vergangen.

Kraftprotz oder Streber?

Bei der schieren Flut an Veröffentlichungen ist die Einordnung des Albums relativ schwer. Leute, die „Ihren“ DEVIN TOWNSEND wollen, werden „Jainism“ lieben. Freunde leichter Kost werden ebenfalls bedient. Alles in allem bietet „PowerNerd“ Komplexität in ihrer gestrafftesten und kompaktesten Form. Die leicht prätentiösen Vibes von „Empath“und „Lightwork“ sind wieder mehr Spaß und Ironie gewichen, sodass das Album deutlich leichtfüßiger und weniger beladen daherkommt.

Der witzige Kanadier ist schon lange zu etwas wie die Prog-Metal-Version von PRINCE avanciert. Seine Launen und sein Temperament münden erneut in einem klassischen 8-Punkte Kandidaten, welcher im oberen Drittel seiner Diskografie anzusiedeln ist.

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18.10.2024

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