Devin Townsend - Hummer

Review

Galerie mit 28 Bildern: Devin Townsend - Lightwork European Tour 2023 in Stuttgart

Wenn die Sonne am Horizont verschwindet, erwacht die Großstadt. Tagsüber sind nur die Menschen wach, die ihr das Leben einhauchen, aber der wirkliche Herzschlag wird erst spürbar, wenn sich der Nachthimmel über die Metropolen legt, künstliches Licht die Strassen erhellt, und man sich plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder findet.

Genau dieses Bild entsteht in meinem Kopf, in den ersten Minuten von „The Hummer“, mit dem Devin Townsends zweites Ambient-Album beginnt. Sofort muss ich an Filme wie Heat, Collateral oder Miami Vice denken; an den amerikanischen Regisseur Michael Mann, der es so wunderbar versteht, diese ganz besondere Atmosphäre nächtlicher Großstadtdschungel in seinen Bildern einzufangen.
„Hummer“ wirkt wie der Puls, wie das Lied, was Megalopolis summt. Anders als das sehr experimentelle und variationsreiche „Devlab“ ist „Hummer“ schlichter angelegt, minimaler und vor allem: konkreter. Es ist wie das allgegenwärtige Hintergrundrauschen, das zurück zu den Ursprüngen der Klänge geht – eine niederfrequente Noise-Symphonie, die auf innere Konzentration zielt.
„Devlab“ war wie eine fantastische Traumreise, an deren Ende man wieder in der Realität aufwacht. „Hummer“ könnte die Vorstufe solch einer Reise sein, das Abschalten aller störenden Einflüsse von außen, die Wiederherstellung von Balance und Ruhe und Fixierung des eigenen Bewußtseins auf das Ich.

Auf „Hummer“ vereinen sich Drone- und Noise-Elemente mit Ambient. Die erste Hälfte des Albums besteht aus den zwei überlangen Tracks „The Hummer“ und „Arc“: minimalistische und monotone „humming sounds“, kein statisches Gebrumme sondern entspannend, warm und von atmosphärischer Weite, mit zarten, melodischen Fragmenten.
Das folgende „Consciousness Causes Collapse“ ist ein ruhig-gefasster Monolog über das innere und äußere Gleichgewicht und das Bewußtsein – aber kein beknacktes Entspannungs-CD-Gelaber! Bei „Equation“ hört man die Stimme nur noch schwach im Hintergrund, und allmählich baut sich ein pulsierender Beat auf, der vom Synthesizer verstärkt wird. Auch „The Abacus“ lebt von seinem pulsierenden Rhythmus und vor allem vom Einsatz des Pianos. Mit „Cosmic Surf“ beginnt „Hummer“ dann langsam auszuklingen, eingeleitet von Meeresrauschen, wieder Stimmen, einsetzende Streicher und wabernde Bässe.

„Hummer“ kann man wie „Devlab“ als Konzeptalbum betrachten, mit dem feinen Unterschied, das „Devlab“ eine geschlossene Einheit bildet, während „Hummer“ aus sechs ausgedehnten Einzelstücken besteht, die eine etwas losere Bindung aneinander haben. Es zeigt Devin Townsend in seinen ruhigsten Momenten und wird wohl auch nur die ansprechen, die sich bei dieser Art von Musik wohlfühlen.

Wie „Devlab“ ist es nur in kleiner Auflage erschienen und auch nur über die Seite von HevyDevy Records erhältlich. Hörenswert!

07.10.2007

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