Devilment - The Great And Secret Show

Review

Der Teufel steckt im Detail, sagt man. Hört man sogar, wenn man das Debüt von DEVILMENT von der Leine lässt. Das Album ist so reich an Facetten, dass die Band prompt reich wäre, wenn Facettenreichtum wirklich reich machen würde. Klar soweit? Nein? Genau dieses Gefühl überkommt einen auch beim Hören manchmal. Weil ständig neue musikalische Besucher anklopfen: Epik, Groove, orientalische Klänge, Violinen, elektronische Sounds, Thrash, Samples, klassischer Metal und, und, und. Einmal durchlaufen lassen reicht da nicht. Nehmen wir uns mal die erste Nummer zur Brust: Der Start ist bedächtig, hypnotisiert durch Elegie, zeigt traditionelle Rock-Anleihen, bevor ein nettes Lick ertönt, das kurz und grob in Richtung Black Metal schielt und zu derbem Elektro überleitet, zu dem Dani’s durch Effekte leicht verstimmte Stimme einsetzt, um schließlich, nach einem gezielten „Ugh“, ein gigantisches Riff loszulassen, das wie ein riesiges Ungeheuer wild um sich schlägt. Dass später noch orientalisch anmutende Momente hinzukommen, fällt kaum noch als Besonderheit auf.

Doch wer sind DEVILMENT eigentlich? Fangen wir an der Front an, denn da steht einer der bekanntesten Giftzwerge des extremen Metals: Dani Filth. Der sympathische Brite treibt in erster Linie mit seiner Hauptband CRADLE OF FILTH sein Unwesen. Und wenn man ihn so am DEVILMENT-Mikro hört, fällt auf: Das klingt ziemlich identisch. Dani präsentiert seine hohen Markenzeichen-Schreie, geht in den Growl-Bereich runter, flüstert, wispert, erzählt. Die Stimmpalette ist genauso groß wie bei CRADLE, das war es dann aber auch schon mit der Ähnlichkeit. Folglich hat Dani selbst in einem Interview betont, dass DEVILMENT eher wie RAMMSTEIN oder ROB ZOMBIE klingen. Mit Refrains, die so eingängig sind, dass viele Kommerz und Mainstream schreien werden. Trotzdem soll an der Stelle auch erwähnt sein, dass dem Metal auf „The Great And Secret Show“ (nach dem Buch von Clive Barker benannt?) trotz aller Verspieltheit immer der Mittelpunkt freigehalten wird. Gut, wen haben wir noch? Daniel Finch, seines Zeichens Kumpel von Dani Filth und Riff-Zocker, der auch für die Bandgründung verantwortlich zeichnet. Die geht sogar bis zum Jahr 2001 zurück, allerdings ohne Bestand. Die weitere Entwicklung war vornehmlich von musikalischen Experimenten, einer langen Auszeit und Besetzungswechseln geprägt. 2011 wurde die Combo dann wieder ins Leben gerufen, im Folgejahr ertönten erste Demo-Aufnahmen. Als man im September 2013 mit neuem Material ins Grindstone Studio in Suffolk ging, stand ihnen kein Geringerer als Produzent Scott Atkins zur Seite, der schon mit Bands wie CRADLE OF FILTH (ach nee, guck an), BEHEMOTH, AMON AMARTH und GAMA BOMB gearbeitet hat.

Am stärksten ist „The Great And Secret Show“ immer dann, wenn die schweren, groovigen Riffs durch die Songs wandern und walzen. „Even Your Blood Group Rejects Me“ ist so ein Beispiel: Das Teil wabert so dermaßen stimmig durch die Gehörgänge, dass der Kopf automatisch mitmacht. Oder der Anfang von „The Stake In My Heart“, hier aber deutlich thrashiger und fixer. Noch mehr Thrash gibts in „Sanity Hits A (Perfect) Zero“, während der Titeltrack recht modern daherkommt, ja sogar kurz nach Metalcore klingt. Und hier touchieren wir den immer wieder perlenden Wermutstropfen, denn DEVILMENT platzieren sich in vielerlei Hinsicht in der Neuzeit. Das Schöne für die Band: Ganz vielen wird das nicht ansatzweise etwas ausmachen. In meinen Ohren klingen jedoch insbesondere die Refrains zu sehr nach gewollten Hooklines und dem Sound fehlt es erheblich an Ecken, Kanten und Schnarren. Obwohl man ständig von Horror spricht, ist die Atmosphäre von „The Great And Secret Show“ auch eher seichter Grusel – trotz Nightmare-On-Elm-Street-Erinnerungsmusik im Intro von „Laudanum Skull“. Insgesamt können DEVILMENT aber durchaus auf sich aufmerksam machen: zum einen durch so einige forsche Riff-Ideen, andererseits mit dem Bekanntheitsgrad ihres Sängers.

23.10.2014
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