Deviated Presence - Eerie Sphere

Review

„Die Geschichte der Menstruation der Frau ist eine Geschichte voller Missverständnisse.“
Ja, das war doch mal ne Wahnsinnswerbung. Ich frage mich zwar, wer außer ner Frau noch so alles ne Regelblutung bekommt, aber wenn man die adrett gekleidete, höchst seriöse junge Dame allabendlich über die Mattscheibe laufen sah, war klar, dass OB so ziemlich das Beste ist, was frau sich… ähm… reintun kann (hüstel). Aber wir wissen bis heute nicht, was die Dame mit dem Diaprojektor vorhatte! Deviated Presence liefern die Antwort: auf den Dias waren versagende Tampons der Konkurrenz zu sehen! Völlige Fehlkonstruktionen eben. In etwa so eine, wie sie auf dem Cover von „Eerie Sphere“ zu bestaunen gibt. Und wenn so ein Tampon aufgibt, ist die Panik/Hektik natürlich groß. Wie fein, dass die drei Bochumer Jungs gleich den passenden Soundtrack dazu liefern.

Gleich von Anfang an herrscht hier das blanke Entsetzen, das dem kopflosen Herumrennen unweigerlich folgt, denn die Mucke entzieht sich den meisten Kategorisierungsversuchen so beharrlich wie der Faden eines versagenden Tampons dem Zugriff der entsetzten Benutzerin.

Wer hier nach 0815 Riffing und eingängigen Songstrukturen wie etwa nem einprägsamen Refrain sucht, kann sich gleich ne Slipeinlage holen. Die Jungs sind völlig abgedreht und ein jeder der Songs zielt wohl darauf ab, die Gehörgänge der werten Hörerschaft nachhaltig zu verknoten. In der Info steht was von Death-Thrash-Power-Prog-Metal mit Jazz Einflüssen…

Tja, wenn man meint. Eigentlich hat man nach ein paar Minuten den Eindruck, hier würden Opeth mit Theory In Practice herumhuren. Vielleicht treiben die’s aber auch mit Voivod in nem flotten Dreier, zumal die Eröffnungssequenz von „Hope“ durchaus an die Kanucks erinnert. Die Klampfen klingen auch bei den anderen Stücken manchmal herrlich verquer und unkonventionell. Hin und wieder meint man sogar ein bisschen von den deutschen Golem rauszuhören. In einem jeden Song haben Deviated Presence gleich so viele Ideen verarbeitet, dass es bei den straighteren Vertretern der Szene gleich für drei oder vier Alben gereicht hätte. Hinzu kommen allerhand schwarzmetallische Melodien und ein intelligenter Einsatz an den Leadklampfen, die den furiosen Stil der Band ebenso ausmachen wie das irre Songwriting und die vielen Spannungsbögen. Interessant ist auch die Tatsache, dass der nicht lebendige Drummer tatsächlich sehr ansprechend (im Verhältnis) programmiert wurde und den prächtig in Szene gesetzten Klampfen/Bass entsprechend abgedrehte Figuren auf die virtuellen Felle hämmert. Nicht übel!

Dabei kommen ein paar derart absonderliche Breaks heraus, dass man manche Meshuggah Klangattacken als geradlinig bezeichnen könnte. Doch bei aller unbestreitbaren Spielfinesse und der im Übrigen recht guten Produktion (es fehlt nur ab und an etwas an Druck) sowie den mannigfaltigen Ideen, die das komplexe Songwriting höchst abwechslungsreich gestalten und so zu jeder Zeit der Langeweile fernhalten, gibt es ein großes Problem: das Ganze ist schon während des Openers „Hostile“ so verwurstelt und verfrickelt, dass die Eingängigkeit oftmals sehr schmerzlich auf der Strecke bleibt. Und wo die vorhin erwähnten (und von mir sehr geschätzten) schwedischen Theory In Practice bei aller Anarchie was das Songwriting angeht, doch stets in der Lage sind, nachvollziehbare Titel zu komponieren, driften die Deutschen zu häufig in leider viel zu überladene und verknäuelte Songbauten ab, so dass man gar nicht recht mitbekommt, dass ein neuer Track angefangen hat. Einigermaßen absonderlich wirken dabei zudem die cleanen Vocallines, da sie zuweilen bemüht klingen und auch nicht immer die Töne mittig treffen.

Allerdings muss man den Herren auch zugestehen, dass sie sich in keinem der 8 überlangen Songs um irgendwelche Konventionen scheren und ihre Mucke konsequent gestalten. Das macht die Chose natürlich nicht eingängiger.

Dennoch liegt in dieser Band ein gewaltiges Potential verborgen, das es weiterhin auszubauen und auszuschöpfen gilt. Wollen wir hoffen, dass bis dahin nicht allzu viele OB’s das Klo runtergespült werden …

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08.08.2005

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1 Kommentar zu Deviated Presence - Eerie Sphere

  1. fenk sagt:

    lol! der diaprojektor… das cover ist zwar ganz anders gedacht (weshalb ich am anfang nicht begeistert über das review war) aber ich glaube sowas skurriles hat noch keiner in ein review geschrieben!
    die töne sind übrigens aufs genaueste getroffen aber stehen manchmal in etwas seltsamem verhältnis zur gitarre (nonen, septimen oder sekunden falls dir das was sagt)

    9/10