Desultory - Counting Our Scars

Review

So wird’s gemacht: 14 Jahre in der Versenkung verschwinden und dann mit einem Paukenschlag wieder ganz nach vorne!
Ob die, nennen wir sie jetzt einfach mal „EVOCATION-Taktik“ in Zukunft noch weitere Nachahmer finden wird, sei dahingestellt, Fakt ist, dass DESULTORY mit ihrem Comeback-Album „Counting Our Scars“ auf dem besten Wege sind, es ihren Landsleuten gleichzutun.

Ganz untätig war die Band in den Jahren zwischen Auflösung und Reunion jedoch nicht. So überbrückte man die Zeit in fast gleicher Besetzung als ZEBULON und veröffentlichte eine EP und zwei Full-Length-Scheiben.
Was die Schweden schlussendlich dazu bewogen hat, sich wieder voll und ganz dem Death Metal zuzuwenden, ist unklar. Ob es nun die feste Überzeugung war, auch ein saftiges Stück Ruhm des Old-School-Revival-Kuchens verdient zu haben (was irgendwo nur verständlich wäre, schließlich begann man die Mörtelei schon im Jahr 1989), oder aber die pure, neu gewonnene Lust, mächtigen, kraftvollen Todesstahl zu schmieden – solange dabei Alben wie „Counting Our Scars“ herauskommen, soll die Intention von mir aus zweitrangig bleiben.

Alleine der Opener „In A Cage“ zerstreut jegliche Zweifel am Sinn dieses Comebacks. Mit todesthrashigen Strophen, die an frühere Werke von IMPIOUS oder MY OWN GRAVE erinnern, aggressiven Blasteinschüben und getragenen, von wunderschönen Leadgitarren (mit schön viel Hall fürs Old-School-Flair) untermalten Harmonien im EVOCATION-Stil, sollte dieser Track schon Grund genug für jeden Schweden-Death-Freund sein, sich „Counting Our Scars“ ins heimische Regal zu stellen.
Zwar verschießen DESULTORY mit diesem Song fast schon ihr gesamtes Hitpulver am Anfang der Platte, doch ein Album mit einem Feuerwerk zu beginnen, ist sicher nicht die schlechteste Entscheidung. Außerdem sind die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden, und so könnte es auch sehr gut sein, dass sich für viele das Mid-Tempo-lastige, rhythmusbetonte, melancholisch anmutende und mit einem einprägsamen Refrain versehene „The Moment Is Gone“ als Favorit erweist. Sollte es übrigens jemals einen „Kuschel-Death“-Sampler geben, empfehle ich diesen Track den Machern jetzt schon wärmstens.

Auf jeden Fall präsentieren sich DESULTORY anno 2011 als abgeklärte Hasen mit einem ausgeprägten Sinn für abwechslungsreiches, schlüssiges Songwriting und wunderbaren Leadgitarren.
Auch wenn die Hitdichte nicht ganz an die Alben ihrer Ex-Rentner-Kollegen von EVOCATION heranreicht, ist ihnen mit „Counting Our Scars“ ein überdurchschnittliches Death-Metal-Album gelungen, das vor Spielfreude nur so sprüht und einen mit zurück in die „gute alte Zeit“ nimmt, dabei aber nie angestaubt wirkt und im Zuge der derzeitigen Old-School-Schwemme absolut positiv hervorsticht.
Natürlich wird es auch Leute geben, die diese Reunion für absolut überflüssig halten, doch wessen Herz auch nach vielen Jahren (und fragwürdigen Veröffentlichungen) immer noch für qualitativ hochwertigen schwedischen Death Metal der Neunziger schlägt, wird DESULTORY für „Counting Our Scars“ dankbar sein.

(Volker)

Und hier noch die zweite Meinung von Kollege Sickman:

Same procedure…

Derzeit scheinen Reunions wieder schwerstens in zu sein. Nun melden sich auch die Schweden DESULTORY zurück auf der Bildfläche und wollen es noch einmal wissen. Ihr letztes, nach meinem Empfinden eher schwaches Album „Swallow The Snake“ erschien 1996 und nun, nach 14 Jahren, kehren die Death Metaller mit „Counting Our Scars“ zurück ins Geschehen, um den übersättigten Markt mit einem neuen Stück Old-School-Todesstahl zu bereichern. Ob das meiner Ansicht nach gelungen ist, verrate ich in den folgenden Zeilen…

DESULTORY holzen sich tatsächlich ziemlich in alter Tradition durch ihr Album und holen, im Gegensatz zu ihrem letzten Album, auch gerne mal die Keule aus dem Beutel und dreschen flott drauflos. Die altbekannten Schwedentodmelodien sind ebenfalls am Start und Summa Summarum bewegen sich DESULTORY in lange bekanntem und ehrlich gesagt völlig durchgejauchtem Fahrwasser. Hier und da gibt es ein paar nette aber niemals zwingende Melodien, ein paar feine Breaks und Rammelparts, auf den finalen Fausthieb wartet man jedoch vergebens. Das zwingende Element fehlt einfach völlig und alles zusammen klingt hier irgendwie wie der gescheiterte Versuch, eine alte Nische neu aufleben zu lassen. Selbst wenn der Sound richtig gut ist und nicht überproduziert plastisch wirkt, kann dieser „Counting Our Scars“ nicht vor dem Mittelmaß retten.

Meines Erachtens nach ist das Album definitiv nicht zwingend genug und viele der Stücke plätschern einfach zu harmlos dahin; und von totgehörten Ideen will ich gar nicht erst anfangen, da gähne ich lieber drüber hinweg…
Leute, das hier kennen wir doch schon alles! Da müsst ihr euch echt schon was ausgefalleneres einfallen lassen, als die bereits mehrfach destillierte alte Sacksuppe nochmal aufs Neue durchzujagen…

5/10

(Sickman)

03.01.2011
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