Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Nach einem Demo und der von Fachpresse und Fans sehr gut aufgenommen „Sentence Of Death“-EP, machen sich DESTRUCTION 1985 an ihre erste LP. Die Produktion übernimmt die Band kurzerhand selbst, unterstützt von Soundengineer Horst „The Crazy Frog“ Müller. Heraus kommt mit „Infernal Overkill“ ein Album, das nachhaltigen Einfluss auf den extremen Metal haben sollte.
Eine Hand, die wie aus einem Grab von unten aufsteigt, ein fies grinsender markanter Totenkopf und im Hintergrund ein Nuklearpilz. Nur ein Blick auf das kultige Cover verrät, dass es bei DESTRUCTION verdammt brutal zur Sache geht. Bereits ein halbes Jahr vor dem KREATOR-Debüt „Endless Pain“ und ein ganzes Jahr, bevor SODOM mit „Obsessed By Cruelty“ ihre erste Langgrille präsentieren, legen DESTRUCTION den Grundstein für die teutonische Thrash-Welle der 80er.
DESTRUCTION haben das, was der Konkurrenz fehlt
Die Zutaten sind bereits alle da: Schmiers ätzende Vocals klingen wie eine frühe Form des später im Black Metal üblichen Gekeifes. Der Gitarrensound sägt ordentlich und verzichtet auf fast jegliche Bässe. Auch in Sachen Geschwindigkeit legt das Riffing neue Maßstäbe. Doch Gitarrist Mike Sifringer ist auch ein begnadeter Solist. Vom unkontrollierten Geschruppe der Konkurrenzbands aus dem deutschen Lande ist er weit entfernt, denn seine Soli sind technisch anspruchsvoll, gut strukturiert und mit der einen oder anderen geschmackvollen Melodie garniert (siehe etwa „The Ritual“). Derweil spielt Schlagzeuger Thomas Sandmann so schnell, als ginge es um sein Leben. Bestes Beispiel hierfür ist das Intro zu „Tormentor“.
Wahnsinn!? Das ist „Infernal Overkill“!
Auch produktionstechnisch zeigen sich DESTRUCTION von ihrer Schokoladenseite und haben gegenüber „Sentence Of Death“ ein amtliches Upgrade hingelegt. Die Gitarren mögen vielleicht etwas dünn klingen. Das wird aber vom wummernden Bass aufgefangen, der im Mix sehr präsent ist. Das Schlagzeug hämmert auf der anderen Seite mit einem Wumms aus den Boxen, bei dem die Konkurrenz kaum mithalten kann. DESTRUCTION arbeiten bereits auf ihrem Debüt in jeder Hinsicht präzise wie ein Uhrwerk. Dass es sich bei der Band noch um blutjunge Teenies handelt, ist allenfalls den äußerst platten Texten anzumerken.
Bestialische Thrash-Attacken-Falle
Doch nicht nur handwerklich können Schmier und co. überzeugen. Auch das Songwriting ist für eine so junge Band extrem ausgefeilt. „Bestial Invasion“ ist ein sicherer Hit, dessen Mitgrölrefrain noch so einige Clubs zum Beben bringen sollte. „Death Trap“ hingegen überzeugt mit einem knackigen Riff, das gut ins Ohr geht. An Abwechslung mangelt es ebenfalls nicht. DESTRUCTION nehmen gerne mal den Fuß vom Gas, um einer düsteren Atmosphäre Platz zu schaffen. Mit „Thrash Attack“ hat es sogar ein Instrumentalstück auf die Platte geschafft, was im Thrash bis dato enormen Seltenheitswert hat.
„Infernal Overkill“ ist ein ungewöhnlich reifes Debütalbum. DESTRUCTION haben schon zu Beginn ihrer Karriere technisch einiges auf dem Kasten und genügend starke Songs im Gepäck, um die Konkurrenz auf ihre Plätze zu verweisen.
neben „Eternal Devastation“ für mich die beste Scheibe von den Jungs mit sehr hoher Hitdichte 🙂
Die Scheibe enthielt schon damals alle Trademarks, die man so mit Destruction verbindet. Das trifft besonders auf das Hasenficktempo und das irre Gefrickel zu. Kreator und Sodom sind da im Vergleich besonders in ihrer Frühphase etwas grobschlächtiger zu Werke gegangen.
Der Sound hat sich im Vergleich zum direkten Nachfolgealbum ganz gut gehalten. Trotzdem bin ich ganz dankbar für die Neubehandlung einiger Songs auf „Thrash Anthems“, mit ist aber klar, dass das auch genug Leute anders sehen.
Oha, was haben wir dieses Album (die Neuauflage mit der „Sentence Of Death“ EP) abgefeiert. Ich fand die rohe & kompromisslose Art der EP im direkten Vergleich schon immer besser als auf „Infernal Overkill“
So flachte „Infernal Overkill“ beim Hören immer etwas ab, da es hier fast schon gesitteter zur Sache geht. Ich fand auch Schmier seinen Gesang etwas kraftlos. Dafür sind die Songs um einiges besser komponiert und arrangiert. Nicht mehr ganz wie die Axt im Walde agierend sondern wie schon beschrieben stets bedacht nicht nur auf die Klampfen einzudreschen. Höhepunkt dürfte wohl „Bestial Invasion“ sein.
Einzeln und zu seiner Zeit betrachtet sicherlich 9 Punkte wert. Ich fand die EP vorher und das was danach kam („Mad Butcher/Eternal Devastation“ um Welten besser.
„Sentence Of Death/Infernal Overkill“: 9 Punkte
„Infernal Overkill“: 8 Punkte
Ein Klassiker, für mich war nur noch Release from agony nen Tick besser damals.