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Destination Anywhere - Hier Ist Godot

Review

„Irgendwann wird es DIE ÄRZTE und DIE TOTEN HOSEN nicht mehr geben, und dann?“

So sinnierte jüngst ein Frontmann einer sehr bekannten deutschen Skaband. In der Tat eine schwierige Frage, denn eine Truppe zu finden, die irgendwann mal als DIE deutsche Rockinstutition gefeiert wird, erwies sich in der Vergangenheit als recht schwierig. Tja, und dann waren da auf einmal DESTINATION ANYWHERE. Die Jungs sind schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr, nach zwei überaus hörenswerten Alben, auf denen man eine ganz eigene Mischung aus Punk, Rock und Ska zelebrierte, sowie dem unvergessen Nachwuchsauftritt auf dem „Rock am Ring“-Festival in Affenkostümen bewiesen die Jungs, dass sie durchaus das Zeug haben, das nächste große Ding zu werden. Wo der Durchbruch blieb? Tja, er blieb am wichtigsten Merkmal der oben genannten Vorbilder hängen: Die Texte waren bisher überwiegend englisch. Mit „Hier Ist Godot“ wagt man aber nun endlich den Schritt nach vorn, der sich schon so lange anbot: deutsche Band, deutsche Texte. Und jetzt gehe ich einfach mal so weit zu behaupten, dass das bereits dritte Studioalbum der Jungs mit ein wenig Glück einschlägt wie eine Bombe, denn das was hier geboten wird, ist schlicht und einfach großes Kino.

Mit dem verheißungsvollen Opener „Wenn du in Castrop-Rauxel nicht glücklich wirst, dann liegt das nicht unbedingt an Castrop-Rauxel“ steigen die Jungs so humorvoll, locker und trotzdem energisch in die Eisen, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hat. Um Heino-Diskussionen und Musikerkrieg schert man sich hier wohl kaum, viel mehr steht die Musik im Mittelpunkt, die von so vielen Stilmitteln durchzogen wird, dass man sich das Kategorisieren hier getrost sparen kann. Ob lockere Rock-Nummern wie „Sommerkleid“, sehr Ska-lastige Titel wie „Kompaktseminar“, oder Fun-Punk Kracher wie „Molekularbiologie“, die am ehesten an alte BLINK 182 erinnern –  man bahnt sich hier seinen Weg quer durch die Rocklandschaft und klingt dabei zu keiner Minute kopiert oder abgedroschen. Fans der ersten Stunde werden merken, dass der Sound nicht mehr ganz an die Härte der ersten Outputs heranreicht, das neue Gewand steht DESTINATION ANYWHERE aber irgendwie besser und wirkt stimmiger. Obwohl poppiger ist man vom Pop noch weit entfernt, sogar die ruhigeren Nummern wie „Alles was schön ist muss vorbeigehen“ lassen mit ihren dicken Gitarren und rauher Stimmung keine Zweifel daran, dass man hier nicht auf Charttauglichkeit hofft, sondern einfach das tut, was Spaß macht.

Wem CALLEJON noch immer zu hart ist, und wer DIE ÄRZTE in letzter Zeit nur noch zum Gähnen fand, dem sei „Hier Ist Godot“ ganz dringend ans Herz gelegt, denn dieses Album zählt definitiv zu einer der großen Überraschungen im Deutschrock-Sektor: Hits am Fließband, Texte, die nicht auf Teufel komm raus provokativ sein wollen und trotzdem viele Aha-Effekte erzeugen, und unglaublich viel Abwechslung in Kombination mit viel Herzblut könnten aus DESTINATION ANYWHERE diesmal vielleicht das „nächste große Ding“ machen. Und wenn nicht, dann ist es auch egal, denn dieser Einstand ist sowas von gelungen. Da darf man sich bestimmt auf viele weiter Affenkostüm-Einsätze freuen, denn live zündet das Material bestimmt genauso gut.

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26.02.2013

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2 Kommentare zu Destination Anywhere - Hier Ist Godot

  1. Brandy sagt:

    Kauf dir mal ’ne Brille…

  2. 1eff00 sagt:

    Meiner Meinung nach das beste Album in 2013 bisher.