Derek Sherinian - Oceana

Review

Hachja, mal wieder ein instrumentales Frickel-Solo-Album, wenn auch nicht von einem Saitenhexer, sondern von einem Tastenvirtuosen. Und wieder einmal beherrscht der im Mittelpunkt dieser Veröffentlichung stehende Künstler sein Handwerk ausgesprochen gut. Kein Wunder, denn Derek Sherinian hat sich seine Sporen in der Vergangenheit nicht nur bei ALICE COOPER und KISS, sondern auch bei den nicht gerade für Simpel-Synthies bekannten DREAM THEATER erworden. Und dennoch – wieder einmal fehlt mir bei diesem Album irgendetwas, das Besondere, was mich wirklich packt und stundenlang fesselt.

Vermutlich ist mein Problem mit solchen Veröffentlichung, dass sie chronisch selbstverliebt und egozentrisch daherkommen. Großartige Gäste wie Joa Bonamassa, Steve Lukather, Tony MacAlpine oder Doug Aldrich hinterlassen mit ihrem jeweils individuellen Stil hörbare Spuren in den Stücken, folgen tun sie aber letztlich doch Sherinians Anweisungen. Das Songmaterial ist dadurch stark arrangiert und hervorragend in Szene gesetzt, lässt es aber an echter Lebendigkeit vermissen. Egal, wie viele Soli die Gäste beisteuern dürfen, am Ende achtet Sherinian doch darauf, dass ihm auf seinem eigenen Album niemand die Show stiehlt und zwängt die Stücke dadurch trotz aller stilistischer Vielfalt in ein recht enges kompositorisches Korsett.

Stilistisch finden sich auf „Oceana“ zahlreiche Jazz- und Fusion-Anleihen, an deren Umsetzung es weder in spiel- noch produktionstechnischer Hinsicht irgendetwas auszusetzen gibt. Da natürlich das Keyboard im Mittelpunkt steht, dominieren eher synthetische Klänge, woran sich mancher Rock-Fan stören könnte. Das wirkliche Problem stellen aber die Songs selber dar, die allesamt gute Ideen und Ansätze zeigen, denen aber eine gemeinschaftliche Weiterentwicklung und Verfeinerung komplett fehlt. Letztlich bewährt sich eben auch hier die alte Binsenweisheit, dass instrumentale Frickel-Solo-Alben auch nur eine Art von musikalischer Masturbation sind: Ein netter und kurzweiliger Zeitvertreib, aber eben kein wirklicher Ersatz für das, was entsteht, wenn sich mehrere Beteiligte musikalisch und/oder körperlich nach allen Regeln der Kunst gegenseitig befruchten.

26.08.2011
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