Der Weg Einer Freiheit - Unstille

Review

Extra für die Rezension dieser Platte habe ich mir mein rosa Tütü angezogen, ein paar Vanilleduftkerzen angezündet, einen frischen Strauß Sonnenblumen besorgt und lutsche jetzt Hello Kitty-Erdbeerbonbons. Das muss schon sein, um der geballten Hipsterkraft dieses verweichlichten Scheißalbums dieser unfassbaren Akademikerbande irgendwie gerecht werden zu können. „Unstille“ ist übrigens tatsächlich ein Post-Pop-Weichspülalbum geworden, auf dem milchgesichtige Hedonisten ihre „Habt euch alle lieb“-Phrasen dreschen. Kein einziger harter Ton drauf. Eine einzige Orgie aus Emogeheule und ekelerregender Angepasstheit, die mit Black Metal so viel zu tun hat wie Luca Hänni mit Grindcore.

 


So, dann dürften wir jetzt unter uns sein. Alle, die in „Unstille“ genau das sehen, was sie sehen wollen – siehe oben – haben gerade weitergeklickt zur neuen MARDUK.

Wenn die wüssten. Da können wir ja jetzt mal ganz ungezwungen ehrlich sein: Die neue MARDUK ist nämlich im Vergleich zu dem zweiten Album des Würzburger Trios, das geradezu zur Gallionsfigur untruen Black Metals hochstilisiert wurde, ziemlich soft. Klar, die Harmonien eines Songs wie „Zeichen“ hat sich Morgan Hakansson nicht rausgeleiert, aber wer weiß… vielleicht kann er das auch gar nicht. Ansonsten ist „Unstille“ ein derart mordsmäßiges triolisches Geballer, dass mir der pinke Putz von der Wand bröckelt. „Lichtmensch“ hält in puncto Härte, Mollakkorde und Geschwindigkeit sogar relativ gut mit Kalibern wie NEGATOR mit. Epische Melodien, halbakustische Post-Anflüge und breitgezogene Doublebass-Passagen können DWEF natürlich trotzdem immer noch, wie das instrumentale „Nachtsam“ oder das sehr hübsche „Vergängnis“ belegen. Letzteres ist ob seiner Variabilität für mich auch das Schmuckstück des Albums. Und: weil es emotional ist.

Das ist das für mich einzige große Manko von „Unstille“ bzw. von DER WEG EINER FREIHEIT generell. So genial die Songs ja gemacht, gespielt und produziert sind (großes Lob, wirklich!) – emotional kommt da bei mir nicht viel an. Das wirkt alles sehr steril und unterkühlt. Dazu trägt der relativ einförmige Gesang vielleicht auch seinen Teil bei. Das ist natürlich, gerade für deutsche Black Metal-Verhältnisse, Luxusgemeckere – aber wahr ist es trotzdem. So ist „Unstille“ am Ende wirklich genau das, was sich sowohl Hedonisten- und Hipsterhasser als auch Fans der Band erhofft haben: Eine begnadet gemachte Platte, an deren moderner Ausrichtung man aber trotzdem noch so richtig schön rummäkeln kann.
PS: Mein Gott, sind diese Bonbons ekelhaft.

 

14.06.2012
Exit mobile version