Der Unterhändler - Karriere

Review

Dice 'em All Logo

Frosted Games haben kürzlich die finale Erweiterung eines herausragenden Solo-Brettspiels veröffentlicht. Gemeint ist die Reihe DER UNTERHÄNDLER, welche im englischen Original als HOSTAGE NEGOTIATOR bereits vor einiger Zeit beendet wurde. Mit der letzten Erweiterung „Karriere“, wurde nicht nur der Umfang des Spiels vergrößert, sondern auch das Spielerlebnis deutlich erweitert. Fangen wir aber mal ganz vorne an, denn ohne Grundspiel, keine „Karriere“.

Sie haben eine Geisel!

Im Solo-Kartenspiel DER UNTERHÄNDLER, übernehmt ihr die Rolle eben dieser namensgebenden Person. Eine Geiselnehmerin oder ein Geiselnehmer hat sich mit den Opfern an einem Ort verbarrikadiert und es ist nun eure Aufgabe, mit dem Verbrecher zu sprechen und möglichst viele Menschen dabei zu retten. Hierzu verwendet ihr Verhandlungskarten aus eurer Hand. Auf diesen befinden sich jeweils drei mögliche Effekte. Welcher jeweils beim Einsatz der Karte eintritt, wird durch Würfel entschieden, deren Anzahl wiederum durch einen Bedrohungslevel bestimmt wird.
Der Bedrohungslevel beschreibt wie sehr der Geiselnehmer aktuell durch eure Verhandlungen unter Druck gerät und potentiell auch eine Geisel tötet. Durch Karten gewonnene Gesprächspunkte, könnt ihr in einer späteren Runden-Phase zum Kauf neuer Handkarten nutzen.
Ziel des Spiels ist es, mehr als die Hälfte der Geiseln lebend aus der Situation zu retten und den Geiselnehmer festzunehmen oder sogar zu töten. Dafür habt ihr zehn Runden Zeit, die durch ein Eskalationsdeck angezeigt werden und dem Spiel Runde für Runde neue Effekte einbringen.

Ich will einen Fluchtwagen!

Die Täter und Täterinnen bei DER UNTERHÄNDLER haben unterschiedliche Motive für ihr Handeln. Die eine ist gefrustet von ihrem Job, der andere will seine eigenen Kinder von der Mutter entführen und der nächste wurde einfach nur beim Bankraub umstellt. Jedes Szenario ist anders, aber durchaus brutal realistisch.
Alle Geiselnehmer besitzen ein kleines Deck mit Forderungen, individuellen Karten und Sonderregeln.
In den eigenständigen beiden Grundspielen (Teil 1: DER UNTERHÄNDLER und Teil 2 DER UNTERHÄNDLER -„Verbrechenswelle“) findet ihr jeweils drei Geiselnehmer, die alle noch ein moderates Schwierigkeitslevel aufweisen und mit etwas Strategie und viel Würfelglück schnell überwältigt sind. Die richtig harten Herausforderungen werdet ihr erst in den kleinen Geiselnehmer-Erweiterungen finden und daran womöglich verzweifeln.

Komm zur Polizei, da machst du Karriere, haben sie gesagt

In der jüngst erschienen Erweiterung „Karriere“, strebt ihr als junger Absolvent der Polizeiakademie den steilen Aufstieg an. Vorweg, diese Erweiterung macht lediglich Sinn, wenn ihr eines der Grundspiele UND mindestens sieben Geiselnehmer-Erweiterungen besitzt. Aus dem 15-20 Minuten Solospiel für zwischendurch wird nun nämlich ein circa vierstündiges Erlebnis, welches euch in zehn Kapiteln durch eure polizeiliche Laufbahn führt. An der Art der Geiselnahmen verändert sich grundlegend nichts, allerdings werdet ihr zwischen den Verhandlungen mit Entscheidungen konfrontiert, die eure Arbeit für euren nächsten Einsatz beeinflussen werden. Affären mit Kollegen, Drogen und Alkohol oder Korruption – ihr könnt allerhand Versuchungen erliegen und müsst dafür die Konsequenzen tragen auf eurem Weg zur Spitze der Karriereleiter. Auch wenn ihr den Inhalt der geheimen Umschläge im Lieferumfang irgendwann kennt, bietet „Karriere“ dennoch einen hohen Wiederspielreiz, denn ihr verwendet beim Aufbau nur eine Karte pro Spieljahr, habt aber zahlreiche zu Auswahl.

Ziel im Visier!

Die taktischen Möglichkeiten mögen anfangs zwar eingeschränkt wirken, denn Ziel ist ja immer um (fast) jeden Preis den Geiselnehmer auszuschalten, aber jede Geiselnahme ist nun mal anders und erfordert teilweise schnelles Umdenken – die Zeit rennt!
HOSTAGE NEGOTIATOR wird seinem Thema gerecht und liefert nicht selten Extremsituationen-Feeling: Nämlich dann, wenn ihr euch eine Karte teuer erkauft, um damit etwa euren Kontrahenten erschießen zu können und die Würfel euch gnadenlos im Stich lassen. Die Verlockung ist groß, das Spiel durch den Raum zu schleudern, aber am Ende werdet ihr vermutlich lieber die Geiselnahme erneut spielen, um euren Widersacher diesmal zu erledigen – Wiederspielspaß garantiert!

Ist das ein Kartenspiel wirklich wert?

Solo-Brettspiele finden zunehmend Fans und die Auswahl an entsprechenden Kampagnenspielen ist mittlerweile groß. Warum sollte ich mir da ein Kartenspiel holen, das mich bis zur aktuellen und letzten Erweiterung „Karriere“ mehr kostet, als beispielsweise TAINTED GRAIL oder DESCENT? Ein durchaus berechtigter Gedanke, denn allzu viel Material bekommt ihr für´s schwer Ersparte nicht. Ihr solltet also begeistert genug vom Thema sein – erst recht, wenn ihr bis zur „Karriere“ dabei bleiben wollt.
Wenn es euch das Wert ist, werdet ihr euch spielerisch und thematisch dem Bann von DER UNTERHÄNDLER nicht entziehen können. Denn eigentlich spielt ihr weniger mit Karten, als mit emotionaler Herausforderung und der ständigen Strapaze eurer Frustrationstoleranz, ohne jemals wirklich aufgeben zu wollen.
Mich begleitet das Spiel schon seit vielen Jahren und es zählt nach wie vor zu meinen Top 3 Solospielen.

Spieleranzahl: 1
Spielzeit: 20-30 Minuten (auch in der „Karriere“-Kampagne geht eine Partie nicht länger)
Verlag: Frosted Games
Sprachen: deutsch
Festivaltauglichkeit: Wenn du auf einem Festival ein Solospiel zocken willst, ist was schief gelaufen.
Musikempfehlung:

14.02.2023

"HINTER DIR! EIN DREIKÖPFIGER AFFE!" - Guybrush Threepwood

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare