DEMONS & WIZARDS stellen ein Novum in der Metal-Landschaft dar. Zwei kreative Köpfe von Bands, die das Genre geprägt haben, machen gemeinsame Sache, denn hinter diesem Zusammenschluss stecken Hansi Kürsch von BLIND GUARDIAN und Jon Schaffer von ICED EARTH. Bei soviel geballter Musikkompetenz wundert es nicht, dass „III“ zu einem heißerwarteten Album avancierte.
Immer den Schalk im Nacken – DEMONS & WIZARDS
Fast-Food-Musik bekommt man bei dieser Band nicht geboten. Mit atmosphärisch-dunklen Klängen startet die CD mit „Diabolic“. Ein wuchtiges Stück, das sicher einige Durchläufe braucht, um beim Zuhörer anzukommen. Gut acht Minuten feinstes Riffgewitter, das durch Hansis Stimme einen ganz besonderen Charme verliehen bekommt.
Im Gegensatz dazu wirkt „Invincible“ fast wie eine Ballade. Im Midtempo angesiedelt entwickelt diese Nummer eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf den CD-Käufer, da sie zwar über die Trademarks von DEMONS & WIZARDS verfügt, aber eine deutliche Weiterentwicklung aufzeigt.
„Wolves In Winter“ punktet durch eine ungewöhnliche Geschwindigkeit, die sich im Laufe des Tracks immer weiter steigert. Hier spielen die Herren gekonnt mit Tempo- und den damit einhergehenden Stimmungswechseln. Trotzdem hätten DEMONS & WIZARDS diesen Beitrag noch mehr von der Kette lassen können.
„Final Warning“ beginnt verträumt. Umso heftiger wird das Erwachen nach wenigen Sekunden, wenn die Gitarre die Regie an sich reißt. Dann entsteht ein Song, der zwar exzellent produziert daherkommt, dem es aber dennoch an dem für die Band typischen Biss fehlt.
Ein wahres Highlight ist die Power-Ballade „Timeless Spirit“. Hier zeigt sich die außergewöhnliche Songwriting Kompetenz des Hauses Kürsch/Schaffer. Eine Hymne, der es nicht am Bombast fehlt.
Bei dem Namen „Dark Side Of Her Majesty“ muss der dazugehörige Song einfach scheppern. DEMONS & WIZARDS machen auch bei diesem Beitrag keine Abstriche und präsentieren ein Epos, das der Anspieltipp dieses Albums ist. Wuchtig, hart und kompromisslos zeigen sich die Musiker in diesem Werk.
„New Dawn“ verfügt über eine catchy Hookline, die insbesondere Power-Metal-Fans die Freudentränen in die Augen zaubern dürfte. Eine solide Nummer, die einfach immer gut ankommen wird.
Nachdenklicher wirkt „Universal Truth“. Ein Song, der nicht unbedingt eine Party weiter befeuern wird, aber dank des interessanten Songverlaufs der Geheimtipp von „III“ ist.
Zum Ende der CD heizt die Band den Hochofen nochmal an und brettert mit „Split“ ordentlich los. Ein harter, aber herzlicher Ausklang dieses Albums. Als letzten Gruß befindet sich noch das zehnminütige „Children Of Cain“ auf der Tracklist. Ein klassischer Abschied, der auch im Jahr 2020 noch funktioniert.
Dies ist der dritte Streich – „III“
DEMONS & WIZARDS werden der hohen Erwartungshaltung gerecht. „III“ ist ein vielschichtiges Albums, das durch Härte und Bombast lebt und damit die Fans mehr als zufrieden stellen dürfte. Bis auf ein, zwei Ausnahmen haben die Herren wieder ein Meisterwerk vorgelegt, das den Ruf dieser Band weiter untermauern wird.
Nach 15 (fünfzehn!) Jahren finden sich zwei Giganten der Metal-Szene erneut zusammen, um uns mit lang Ersehntem zu beehren. 15 Jahre lang wird gewartet, gewundert und gehofft. Erste Songs werden mit vorsichtig angehört, voller Hoffnung auf altbekannte Genialität, voller Furcht von überhöhter Erwartung. Werbebanner und Teaser sprießen aus den Netzseiten, entfachen die Vorfreude…
… und dann liefert ihr so eine unterirdisch schlechte Besprechung!
1.
Das Datum.
Ich habe es schon immer gehasst, dass ihr Alben teilweise zwei Wochen vor Veröffentlichungsdatum besprecht.
Ihr nehmt mir die Chance mitzureden (oder das Werk zu erwerben), beraubt euch selbst einer möglichen Diskussion – und sorgt eventuell sogar dafür, dass ich vergessen, was ihr einst in alle Höhen lobtet.
D&W werde ich sicherlich nicht vergessen, doch bezweifle ich, dass ich in neun Tagen ein längst untergegangenes Review ausgraben werde, nur um eine Punktzahl und ein paar Worte drunterzukleben.
2.
CD.
WTF? Drei Mal wird das Medium CD erwähnt. Als ob wir tatsächlich zwanzig Jahre in der Zeit zurückreisten, im Musikgeschäft unseres Vertrauen einen eingeschweißten Quader erwarben, ihn von Folie befreiten, das Plastik aufklappten, die silberne Scheibe entnahmen und in unseren überdimensionierten Discman, der in keine Hosentasche passte, legten, während wir uns auf dem Weg zum Kino befanden, wo wir uns bereits zum dritten Mal den Superfilm „Matrix“ ansehen würden.
Es ist sicherlich einfach nur Faulheit, nicht „Album“ oder „Werk“ oder ähnliches zu schreiben, doch es war dieser Tropfen Faulheit der mein Enttäuschungsfass überlaufen ließ und mich zu diesem überlangen Kommentar bewog.
3.
Das Review.
Erneut: WTF?
Reviews, die Lied für Lied durchgehen, sind uninspiriert, langweilig, nutzlos. Sie erzählen keine Geschichte, verraten keine Hintergründe, sind wortgewordene Faulheit.
Song A ist hart und wuchtig, Song B die altbekannte Ballade, Song C schwächelt. Gähn.
Wenn das Album gut ist (8 Punkte sind mehr als gut), möchte ich das Feuer, die Begeisterung, lesen, möchte mitgenommen werden, möchte verstehen, warum der oder die Reviewer*in so euphorisiert wurde.
Jeden Song mit zwei lächerlichen Zeilen abzugrasen, ist schlechter Stil. Das sollte längst bekannt sein.
4. Soundcheck.
Euer Februar-Soundcheck beinhaltet „III“ nicht. Obwohl das Thema „Comeback“ ist.
Ich bin mir bewusst, dass diese Punkte allesamt lächerlich winzig sind. Doch tauchen sie in ähnlicher Form immer wieder auf und lenken von den oft großartigen Werken, die besprochen werden, ab.
„…und dann liefert ihr so eine unterirdisch schlechte Besprechung“
„Ich bin mir bewusst, dass diese Punkte allesamt lächerlich winzig sind“
Ich schätze du hattest einfach nen schlechten Morgen und wolltest den Frust wo ablassen? Wenn du darüber reden willst, bitte nicht mit mir.
Mit mir kannst du gerne darüber reden, ein nili reicht..
Du schreibst was von zerstörter Vorfreude, wünschst gleichzeitig eine Besprechung nach VÖ?
Wie soll das denn funktionieren? Du liest eine Review über ein Album das schon veröffentlicht wurde und freust dich dann vor auf dem Weg zu deinem PC wo du das Album runterlädst?
🙂
Klar, kann man sich über die Herangehensweise des Reviewers streiten, aber ansich ist das doch eine solide Beschreibung. Euphorisch wären bei mir minimum neun Punkte wenn nicht sogar zehn. Mir ist diese sachlich, nüchterne Herangehensweise sogar lieber als eine zu überschwängliche Bewertung, weil ich davon ausgehen muss, dass der Reviewer bei der Band XY nicht unvoreingenommen bewertet hat und in irgendeiner persönlichen Beziehung zu der Musik steht, mit der ich am Ende dann doch nichts anfangen kann. Das bleibt eben immer die Gefahr, wenn man ausgewählte Bands aus einem bestimmten Grund bewertet, ganz nach dem Motto was ich schon immer Geil fande, kann heute nicht schlecht sein. Eine gewisse Unvoreingenommenheit muss denk ich auch einfach gegeben sein. Du hist wahrscheinlich großer Fan besagter Musiker und bist deswegen so erzürnt? Aber du kannst ja selbst entscheiden ein Review zu lesen, obwohl die Veröffentlichung noch etwas hin ist. Ich finde es aber auch gar nicht verkehrt sich vorab eine Bild zu machen und später selbst zu entscheiden kann ich das mitgehen oder nicht. Auch sollte man dem sicher nicht zuviel Wichtigkeit beimessen, da Musik oft Zeit braucht und eine angemessene Bewertung so Zeitnah sowieso nicht möglich ist.
Da ich leider nicht fähig bin, direkt auf die einzelnen Kommentare zu antworten, daher generell:
Meine Frustration akkumuliert sich aus Jahren des metal.de Lesens. Obiger Text ist nur der ominöse Tropfen, der mich bewegte, den Frust in Worte zu fassen.
Das Gemecker entspringt jedoch dem Herzenswunsch nach Verbesserung. Offensichtlich verweile ich ganz gerne hier, lese Reviews ganz gerne, wünsche mir jedoch immer mal wieder, dass diese _besser_ seien.
Review erst nach Veröffentlichung.
Tatsächlich ist es das, was ich mir wünsche. Vielleicht nicht bei D&W, bei denen es kein Review braucht, um mich zum Reinhören zu bewegen. Aber bei zahlreichen Bands/Alben freue ich mich über einen begeisterten Review-Stupser (oder eine schönwortige Vernichtung), um in die Richtung des Werkes gelenkt zu werden. Und dann möchte ich nicht nur einen eingebtteten Song hören – sondern das ganze besprochene Album.
Angrymetalguy.com schafft das auch. Meistens.
Abwarten der Lektüre bis Veröffentlichungsdatum funktioniert leider nicht. Dazu ist der Strom an Neuem zu gewaltig, und die Vergangenheit zu schnell weggespült.
Euphorie.
Ich stimme zu. Sachliche Abhandlung ist okay.
Vielleicht ist es meine persönliche Vorliebe: Ich mag Geschichten. Ich mag bildhafte Vergleiche und schöne Sprache. Und ich mag es, wenn ich zum Mitfühlen gebracht werde.
Natürlich kann ich das nicht für jedes Review verlangen.
Dennoch bin ich der Meinung, dass eine Lied-für-Lied-Beschreibung schlechter Stil ist.
„Review erst nach Veröffentlichung.“
Seh ich anders. Was brauch ich ein Review, dass meine schon bestehende Meinung bestätigt bzw. ihr widerspricht?
Ich positiven Fall kann mich halt bestätigt fühlen. Brauch ich nicht.
Im negativen Fall seh ich es eh anders. Interessiert auch nicht.
Ich nutze Reviews, um den Überblick über den Wust aus (kommenden) Veröffentlichungen zu behalten und schon vorab für mich relevantes zu filtern. In den seltensten Fällen hat ein nachträgliches, positives Review mich noch mal dazu gebracht einer Platte eine weitere Chance zu geben.
*Im positiven Fall kann ich mich halt bestätigt fühlen. (wrxs)
Sehe ich wie Nether: Ich lese Reviews lieber vor der jeweililgen Veröffentlichung, um schon mal abwägen zu können, ob mich das Album interessieren könnte bzw. um zu sehen, was mich erwartet. Natürlich kann der Schreiber eine andere Meinung haben als ich, von daher bedeutet ein schlechtes Review nicht automatisch, dass ich das entsprechende Album für mich abhake. Aber mal ehrlich: Wozu brauche ich Reviews, die immer nur nach der Veröffentlichung erscheinen? Machen andere Musikmagazine auch nicht – weil’s Quatsch wäre.
@Nether: Ich verstehe dich.
Wenn ich zu metal.de komme, habe ich oft aber noch keine Ahnung. Meistens entscheiden also Review und Bewertung darüber, ob ich mich tiefer mit der Band beschäftigen werde.
Und da hilft es, wenn das Album bereits existiert.
Nachträgliches Lesen hilft auch, aber ist auch bei mir eher selten.
@Doktor:
ich merke schon, ich bin recht allein mit meiner Ansicht.
Hätte ich nicht erwartet. Aber ich lerne gerne dazu. 🙂
Aus meiner persönlichen Sicht wäre der ideale Termin für eine Besprechung kurz vor Veröffentlichung, also etwa vier, maximal fünf Tage vorher bis zum Tag der Veröffentlichung. Ist aber nur meine persönliche Vorliebe bezüglich Rezensionen.
Inhaltlich darf es da gerne Lied für Lied gehen, es sollte jedoch auch die Gesamtwirkung des Albums nicht zu kurz kommen.
Oder am Tag der Veröffentlichung. So hätte jeder was er will: du hast das Album noch nicht gehört, kannst es aber wenn du die Review mehr als Meinung denn als Info brauchst.
Das ist natürlich in der Praxis schwer umzusetzen und hat bestimmt auch noch andere Haken auf die ich noch nicht gekommen bin..
Einige Tage davor sind schon gut, da ich ganz old school Alben oftmals in physischer Form vorbestelle.
Wobei Demons & Wizards nicht dazuzählen, um mal einen Bezug zum hier besprochenen Album herzustellen. Von der Band habe ich mir dereinst das selbstbtitelte Debüt gekauft, das mich einfach nicht überzeugen konnte, obwohl ich das gerne gewollt hätte – Iced Earth und Blind Guardian fand ich damals nämlich toll. Erst vor ein paar Monaten habe ich das Album wieder rausgekramt, um mal zu prüfen, ob es mir heute besser gefällt. Dem war aber nicht so. Von daher ist „III“ nicht auf meinem Einkaufszettel gelandet.
Ich bin da bei dir, was Demons & Wizards angeht.
Schon damals beim Release fand ich die beiden alten Alben nur okay.
Jetzt im Vorlauf zum dritten Album hab ich sie mir mal nochmal angehört und bin immer noch auf dem Standpunkt, dass da zwei individuell ganz großartige Künstler zusammen arbeiten, das Ergebnis aber bei weitem nicht „dem Wert der Einzelteile“ entspricht. Die Musik klingt nach den uninspirierteren Momenten von Iced Earth und dazu singt Hansi Kürsch. Sein Gesang der bei Blind Guardian ganz großartig in den Vordergrund kommt, geht unter Jon Shaffers Riffgewitter unter und das Ganze plätschert halt irgendwie vor sich dahin. Nicht schlecht, aber halt auch nicht so richtig gut.
Das kommende Album hole ich mir dann in einem oder zwei Jahren mal irgendwo vom Grabbeltisch für eine Handvoll Euro. Reicht dann auch noch…
Das unterschreibe ich auch genau so.
@Huetti
100% Zustimmung. Genau so sehe ich es auch.
Ich finde es einfach großartig. Gefällt mir mit jedem Hören besser und auch besser als die ersten beiden Scheiben.